leicht versöhnliche, milde-gütige, vornehm-würdevolle, ruhige und dennoch innerlich erbebende süsse Fraue, mögest du mir nie, nie erscheinen! Denn plötzlich erkennend der anderen schreckliche Unzulänglichkeiten, würde ich da, wie ein irrsinniger Sklave, nichts tun, als den Boden, den du wandeltest, Tage und Nächte lang mit meinen Ehrfurcht-bebenden Küssen tränken! Unzulängliche, schützet mich vor den Wahrheits-Ekstasen meines bisher mit Lüge gepanzerten Herzens! Schützet mich! Auf dass ich lachen könne meiner Tränen, Einhalt gebieten könne meinem Schmerze und Gott, dem Idealeträumer treu bleiben könne, indem ich Euch immer treulos werde!
Die Maus.
Ich zog in das ruhige Zimmerchen, fünften Stock, gutes, altes Stadthotel, ein, mit zwei paar Socken und zwei riesigen Flaschen Slibowitz für unvorhergesehene Fälle.
„Bitte,“ sagte der Zimmerkellner, „soll ich das Gepäck holen lassen?!?“
„Ich habe keines,“ sagte ich einfach.
Dann sagte er: „Wünschen Sie elektrische Beleuchtung?!“
„Jawohl.“
„Es kostet fünfzig Heller per Nacht. Sie können aber auch bloss Kerze haben,“ sagte er in Berücksichtigung der gegebenen Umstände.
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)