Götterdämmerung. Anfang.
„Zu neuen Taten,
teurer Helde,
wie liebt’ ich dich,
liess’ ich dich nicht?!?“
Der gebildete Philister: „Ich weiss ja, was er sagen will damit, der Richard Wagner. Glauben Sie, ich bin so dumm?!? Aber könnte er nicht viel einfacher und verständlicher sagen:
‚Teurer Helde,
wie liebte ich dich,
liesse ich dich nicht
zu neuen Taten!‘
Das würde ein jeder verstehen. Nein, er muss es umdrehen, um uns zu blamieren!“
Mir aber, mein Herr, gefällt die erste Fassung tausendmal besser. Sie ist aus dem Mysterium hochadelig-weiblichen Empfindens heraus gedichtet:
Zu neuen Taten – Höchstes selbstloses Verständnis für den Geliebten
teurer Helde – Liebe und Verehrung
wie liebt’ ich dich – Erkenntnis ihrer eigenen weiblichen Unzulänglichkeiten
liess’ ich dich nicht – Entsagung zu Gunsten seiner Ideale.
„Zu neuen Taten,
teurer Helde,
wie liebt’ ich dich,
liess’ ich dich nicht?!?“
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)