wie viel inneres zartestes Erleben, wie viel stummes Nachgeben, stilles Dahinschleichen, war in deinem süssen Tanzen, Frau, und das Wissen, dass Jugend eine Sekunde währt, erlischt und niemals wiederkehrt – – –!
Ich fühlte: Wer, oh, Frau, genoss dich so wie ich mit meinen Augen, da ich dir tanzen zusah in der Nacht der Kurhaus-Réunion?!?
Ein Herr sagte zu mir: „Sehen Sie, da haben Sie einmal ausnahmsweise recht; Sie, das muss eine sehr fesche Person sein! Da muss man sich gleich durch ein Mitglied des Vergnügungskomitees vorstellen lassen. Lieber Herr Apotheker – – – ja, die im weissen Kleid, die so fesch tanzt, ja, die, bitt’ schön – – –.“
– – – – – – – – – –
“ – – – ja, der verrückte Schriftsteller hat auch g’sagt, gnä' Frau, es liegt so was in Ihnen – – –.“
Die Dame: „Er blickte wenigstens so – – –.“
„Ja, hat er?! Ja, die Dichter, die können blicken. Bei uns is es mehr drinnen – – –.“
Die Quelle.
Immer dachte ich es mir: Woher, woher nimmt der gottbegnadete Dichter Maeterlinck diese dem Irdischen so süss entrückten Gestalten, diese allerzartesten Frauengebilde, die wie mit Libellenflügeln über dem Leben schwirren und gleichsam edleren Gesetzen gehorchen und aus einer Welt zu kommen
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)