sind, dem geliebten Weibe gegenüber. Man möchte sie retten, schützen, betreuen – – – aber man kann nur in Tränen und Angst ihr Schicksal lesen, den Schlaf verlieren und die leichte Tagesfreude. Und auf das nächste Kapitel ihres Lebens warten – – – wird sie also untergehen oder nicht?!?
„Ich wünsche mir leidenschaftlich ein
Töchterchen“ sagte eine junge Frau zu mir,
„aber nur, um ihr alles das ersparen zu können,
woran ich selbst gescheitert bin – – –.
Einen Knaben müsste infolgedessen leidenschaftlich mein
Gatte sich erwünschen!“
Im „Variété“ lernt man es, wie weit
es ein jeder in einer Spezialität bringen könnte.
Der kommende Mensch wird ein
Variété-Künstler seines
Gesamt-Organismus sein!
Ich traf in einem Bäckerladen um 4 Uhr morgens ein
bleiches mageres wunderschönes Kind von 14 Jahren.
Ich sagte zur Bäckermeisterin: „Reissen Sie doch um Gottes willen dieses zarte Geschöpf nicht um diese Stunde aus dem Schlafe, jetzt, in den Entwicklungsjahren – – –.“
„Ja, mein lieber Herr, glauben Sie, dass es mir besser ergangen ist seinerzeit?!?“
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/077&oldid=- (Version vom 1.8.2018)