erlösen! Es stand ihm eben kein anderes Mittel zu Gebote!
Wehe denen, die „gesund“ bleiben und „friedevoll“ auf Kosten ihrer Ideale!
Satan in uns ist nichts als der verleugnete Gott!
Die meisten edlen Frauen trauern innerlich um ihre
Unzulänglichkeiten, sind bedrückt und zaghaft.
Deshalb ersehnen sie einen, der soviel seelische
Kraft hätte, ihre Unzulänglichkeiten zu
Zulänglichkeiten umzudichten und aus ihnen
Königinnen und Märchenprinzessinnen des Daseins zu
machen!
„Ich bin nichts, nichts – – –“ fühlt sie. „Aber wenn er es findet?!? Sollte ich ihn aufklären?! Aber wird es andererseits anhalten bei ihm für ein ganzes Leben!? Ich bin jedesfalls vorläufig seine kleine Königin, vorläufig, ich, ich, eine doch Bettelarme! Er hat eine Bettlerin gekrönt! Trage es würdig, Bettlerin!“
Was „aus Liebe“ geschieht, geschieht gleichsam
unter den segnenden Händen der Natur! Die
„Welten-Seele“, die in der Welt verteilte latente
Seelen-Kraft, wird in irgend einer Weise dabei in lebendige
Kraft umgesetzt!
Ohne seelische Betätigung gibt es nur schwächendes Bleich-Werden! Die Seele allein ist der Motor dieser zarten Lebensmaschine „moderner Mensch“!
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/064&oldid=- (Version vom 1.8.2018)