Lagunen (Lesmahagow, Pentlandhills, Ringerike) oder auch in solchen Becken, die nach den in ihnen ausgeschiedenen karbonatischen Sedimenten unter der Herrschaft mehr arider klimatischer Bedingungen standen (Ösel, Kokomo – Buffalo – Herkimerpools des Bertie-Waterlime).
So wie hier, so sehe ich in allen Gigantostrakenvorkommnissen des Silur den Weg vom Lande gegen das Meer hin ausgedrückt. Nur so vermag ich mir das unvermittelte Auftreten der Gigantostraken in Meeresteilen überhaupt zu erklären – in D 5 Böhmens, in der oberen Öselschen Schicht des Baltikum, auf Ringerike usw. Nur so verstehe ich ihr zeitlich und örtlich verbindungsloses Auftreten im Silur, ihr vielfach unterbrochenes Auftreten auch in den Profilen desselben Gebietes, derselben Schichtstufe (Ringerike, Schenectady, Shawangunk grit), nur so sind die Verschiedenheiten in der Artenvergesellschaftung gleichaltriger kleinerer Becken zu verstehen (Buffalo- und Herkimerpool).
Die Gigantostraken waren von Hause aus und dauernd die Bewohner von Gewässern des Landes. Nur einzelne Vergesellschaftungen von ihnen wurden im Silur zeitweilig, wiederholt im Gefolge geologischer Vorgänge, ins Meer gedrängt. Dort, in besonderen Raumteilen von randlicher Lage, wurden sie entweder unter typische Meeresfaunen gemengt (Normanskill, Schenectady, Shawangunk grit), oder sie fanden in der Gesellschaft von sehr weit reduzierten Meeresfaunen (Ösel, Ringerike, Pentlandhills, Lesmahagow, Pittsford-Vernon, Bertie-Kokomowaterlime) die ihnen besonders zusagenden Bedingungen. Aber immer nur für kurze Zeiten konnten sie, die von Hause aus im Meere Fremdlinge waren, in einzelnen, kleinen Teilen gedeihen. Nie wurden sie im Meere für die Dauer heimisch.
Als die großen orogenetischen und epeirogenetischen Veränderungen der Silur-Devonwende ihren Abschluß gefunden hatten, da fanden – im Devon – keine eigentlichen Zwangswanderungen mehr zum Meere hin statt. Die sehr seltenen Reste im marinen Devon (Böhmen, rheinisches Schiefergebirge) sind gewiß nur Bruchstücke tot verschwemmter Individuen, oder verschwemmte Häutungsfetzen. Als dann im jüngeren Paläozoikum erneute Umgestaltungen der Landformen einsetzten, da waren anscheinend die Bestände an Gigantostraken bereits so dezimiert, daß nur noch an ganz wenigen Orten spärliche Reste von ihnen überliefert werden konnten: in Landgebieten selbst (Saarbrücken, Böhmen, Portugal, Tschili) und an ihren Rändern in gänzlich ausgesüßten Becken (Schlesien, Nordfrankreich, England, Pennsylvanien).
Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)