größerer Salinität, als sie von Trilobiten und Mollusken des typischen Ober-Silur ertragen wird. Sie lebten damals jedoch nicht etwa in einer Salzsole, sondern wichen bei zu hoch werdender Salinität in die Brackwasserräume von Ästuaren oder Deltas aus. Die an Gigantostraken reichen, schwarzen und grünen Pittsford-Schiefertone des Salina zeigen z. B. daß ihr Bildungsraum nicht etwa unter einer Climax der Salinität stand, sondern daß die Lagune, oder das Aestuar, in dem sie abgelagert wurden, zu einzelnen Jahreszeiten reichliche Zufuhr von Süßwasser und feinklastischen Detritusmassen erhielt. – Im Ober-Silur wurden die Gigantostraken vorwiegend, im Devon ganz zu Brackwasserbewohnern; im Karbon sind sie Bewohner des Süßwassers.
Im wesentlichen gleich hatte sich einst Zittel (3) ausgesprochen: „Man darf annehmen, daß die Gigantostraken anfänglich im Meer, später in brackischem, vielleicht sogar in süßem Wasser lebten“.
E. Koken (4) faßte die Gigantostraken als marine Tiere auf.
Doch auch ganz anders lautende Urteile werden gefällt.
Bereits 1891 sprach H. Simroth (5), ohne allerdings eine brauchbare Begründung zu geben, die Meinung aus, „daß die ältesten Gigantostraken aus Binnengewässern ins Meer zurückgewandert seien“.
Auch T. C. Chamberlin (6) hält es für wahrscheinlich, daß die Gigantostraken (und Fische) in „mittelpaläozoischer Zeit“ (Silur) „aus Flüssen ins Meer hinabstiegen, obwohl ihre Vorfahren in weit zurückliegender Zeit aus dem Meere in die Flüsse hinaufgestiegen sein mögen“.
A. W. Grabau (7) und M. O’Connell (8) betrachten die Gigantostraken als Flußbewohner und die letztere sagt wiederholt: „sie lebten während der ganzen Zeit ihrer Stammesgeschichte in Flüssen“. Die in silurischen Ablagerungen gefundenen Reste spricht sie entweder als ins Meer hinausgeschwemmte Exuvien an, oder sie betrachtet sie – z. B. im Bertie waterlime – als Süßwasser-Deltabildungen angehörend.
Im allgemeinen schließt Ch. Schuchert (9) sich den Ausführungen von M. O’Connell an, doch hält er es für möglich, daß die kambrische Strabops ein echter Meeresbewohner war, und meint weiter, daß die Gigantostraken im Silur zeitweilig auch in Brackwasser- und Deltagebieten gelebt haben.
Ich selbst (10) habe in meinen Vorlesungen seit vielen Jahren die Auffassung vertreten, daß die eigentlichen und ursprünglichen Wohnsitze der Gigantostraken die Wässer des Landes waren.
Ruedemann (11) läßt die verschiedenen Einwände gegen die von ihm und Clarke verfochtene Ansicht nicht gelten und hält an der ursprünglich marinen Lebensweise der Gigantostraken fest.
Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)