sich vergebens, ihrer Stimme einen zarteren Klang zu geben; wie Vater Joseph vorhin gesagt hatte, sie grunzte wirklich in der Tiefe. Plötzlich rief eine Stimme von der Galerie: „Höger up, Kröpel-Lieschen! Höger up!“ Und als sie, diesem Rufe gehorsam, die unerreichbaren Diskanttöne zu erklettern strebte, da scholl ein rasendes Gelächter durch den Saal.
Das Spiel auf der Bühne stockte, und zwischen den Coulissen heraus rief die bebende Stimme des alten Puppenspielers: „Meine Herrschaft'n, i bitt g'wogentlich um Ruhe!“ Kasperl, den er eben an seinen Drähten in der Hand hielt und der mit der schönen Susanna eine Szene hatte, schlenkerte krampfhaft mit seiner kunstvollen Nase.
Neues Gelächter war die Antwort. „Kasperl soll singen!“ – „Russisch! Schöne Minka, ich muß scheiden!“ – „Hurra für Kasperl!“ – „Nichts doch; Kasperl sein' Tochter soll singen!“ – „Ja wohl, wischt euch's Maul! Die ist Frau Meisterin geworden, die thut's halt nimmermehr!“
So ging's noch eine Weile durch einander. Auf
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)