zwang ihn ein Fieber, im Bett zu bleiben! Bald mußten wir einen Arzt holen, und es entwickelte sich ein längeres Krankenlager. In Besorgniß, daß sie dadurch in Noth gerathen könnten, bot ich Lisei meine Geldmittel zur Hülfe an; aber sie sagte: „I nimm’s ja gern von dir; doch sorg nur nit, wir sind nit gar so karg.“ Da blieb mir denn nichts Anderes zu thun, als in der Nachtwache mit ihr zu wechseln, oder, als es dem Kranken besser ging, am Feierabend ein Stündchen an seinem Bett zu plaudern.
So war die Zeit meiner Abreise herangenaht, und mir wurde das Herz immer schwerer. Es that mir fast weh, das Lisei anzusehen; denn bald fuhr es ja auch mit seinem Vater von hier wieder in die weite Welt hinaus. Wenn sie nur eine Heimath gehabt hätten! Aber wo waren sie zu finden, wenn ich Gruß und Nachricht zu ihnen senden wollte! Ich dachte an die zwölf Jahre seit unserem ersten Abschied; – sollte wieder so lange Zeit vergehen, oder am Ende gar das ganze Leben?
„Und grüß mir aa dein Vaterhaus, wenn du heimkommst!“ sagte Lisei, da sie am letzten Abend mich
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)