„Ich nenne Sie gar nicht mehr!“ sagte Franziska ruhig, und ihre Augensterne ruhten noch immer in denen des ihr fremden Mannes, als habe sie hier einen Halt gefunden, den sie nicht mehr zu verlassen wage.
– – Ueber dessen Seele fuhr es wie ein Traum, das stille Haus am Waldesrand tauchte vor seinem inneren Auge auf; ein einsamer Mann und ein verlassenes Mädchen wohnten dort. Sie waren nicht mehr einsam und verlassen; aber um sie her in der lauen Sommerluft war nur der schwimmende Duft der Kräuter, das Rufen der Vögel und fernab aus der stillen Lichtung der unablässige Gesang der Grillen. – –
Der Klang der Botenglocke schrillte durch das Zimmer. Als Richard aufblickte, sah er eben das Mädchen aus der Thür verschwinden, der Magister wurde vom Gefängnißwärter abgeführt. – – „Ein gescheidtes Rackerchen, diese Franziska,“ sagte der Bürgermeister, indem er das sauber abgefaßte Protocoll durch seine Namensunterschrift vollzog. „Schade, daß sie nichts in bonis hat; wir wissen nicht recht, wohin mit
Theodor Storm: Waldwinkel. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)