vom Hofe drunten mußte es gekommen sein. Im selben Augenblicke stund er auch am Fenster; kaum die erste graue Dämmerung war angebrochen; aber dennoch sah er es, wie eben das schwere Hofthor zuschlug. Wie noch im Traume hatte er eine seiner beiden Pistolen von der Wand gerissen; eine Fensterscheibe klirrte, und klatschend fuhr die Kugel drunten in das Bohlenthor.
Dann blieb Alles still. Er riß die andere Pistole von der Wand, und ohne Kleidung, im nackten Hemde, stürzte er aus dem Zimmer; im Hinausgehen griff er nach dem Haken an der Thür, aber der Schlüssel fehlte.
„Leo, Leo!“ rief er auf der Treppe draußen. „Mein Hund, wo bist du?“ – Nichts regte sich. Noch einmal rief er und stieg dann in den noch dunkeln Hausflur hinab.
Da wurden seine Füße durch etwas aufgehalten, was nicht weichen wollte; als er sich bückte, fuhr seine Hand über langes, seidenweiches Haar. – Er stieß einen lauten Schrei aus. Noch einmal bückte er sich; dann rannte er – er wußte selbst nicht weshalb – in die Kammer seiner alten Dienerin; aber die taube
Theodor Storm: Waldwinkel. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)