gibt es keine eigentliche Materie, es gibt nur noch Höhlungen im Äther.
Nach Langevin ist die Materie flüssig gewordener Äther, der seine Eigenschaften geändert hat; wenn die Materie sich bewegt, so wandert nicht diese verflüssigte Masse im Äther fort, sondern die Verflüssigung ergreift immer neue Teile des Äthers, während der rückwärts von der bewegten Materie befindliche Äther, der zuvor flüssig war, wieder in seinen früheren starren Zustand zurückkehrt. Die bewegte Materie bleibt also nicht mit sich selbst identisch.
So war die Sachlage bis vor kurzem; aber nun kommt Kaufmann mit neuen Versuchen. Das negative Elektron, dessen Geschwindigkeit außerordentlich groß ist, müßte ebenfalls die von Fitzgerald angenommene Kontraktion erleiden, und dadurch würde die Relation zwischen Masse und Geschwindigkeit modifiziert werden; das haben aber die neueren Versuche nicht bestätigt; so scheint das ganze Gebäude wieder in sich zusammen zu fallen, die Materie ihre Existenzberechtigung zu behalten. Übrigens handelt es sich bei den Versuchen um sehr kleine Größen, und deshalb würde eine definitive Entscheidung heute noch verfrüht sein.
Henri Poincaré: Das Ende der Materie. Teubner, Leipzig 1914, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poincar%C3%A9Ende.djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)