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Seite:Philosophie der symbolischen Formen erster Teil.djvu/128

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Wirklichen auszugehen, die Methodenprobleme der Sprachwissenschaft in ihrer Besonderheit, in ihrer scharfen und klaren Isolierung, zu erfassen und sie in dieser Isolierung zu lösen versuchten.

VII

Eine solche Beschränkung war freilich nicht in dem Sinne möglich, daß dadurch das Sprachproblem mit einem Schlage aus all den Verflechtungen und Verwicklungen gelöst erschien, in denen es einerseits mit den Methodenfragen der Geschichtswissenschaft, andererseits mit denen der Naturwissenschaft steht. Denn auch der Positivismus, dem nunmehr die Lösung dieses Problems ein für allemal anvertraut scheint, ist, wenn er die Möglichkeit der Metaphysik verneint, eben in dieser Verneinung selbst noch Philosophie. Als solche aber kann er niemals bei einer bloßen Mannigfaltigkeit besonderer Tatsachen oder besonderer Gesetze für Tatsächliches stehen bleiben, sondern muß für diese Mannigfaltigkeit eine Einheit suchen, die nirgend anders als im Begriff des Gesetzes selbst gefunden werden kann. Daß diesem Begriff eine einheitliche, in den verschiedenen Gebieten des Wissens sich gleichbleibende Bedeutung zukommt, wird zunächst einfach vorausgesetzt: aber je weiter die methodische Selbstbestimmung fortschreitet, um so mehr muß gerade diese Voraussetzung zum Problem werden. Wir reden von sprachlichen, von historischen und von naturwissenschaftlichen „Gesetzen“, zwischen denen allen also irgend eine logische Gemeinsamkeit der Struktur angenommen wird – aber wichtiger als diese Gemeinsamkeit erscheint vom Standpunkt der Methodenlehre die spezifische Prägung und Nuancierung, die der Gesetzesbegriff in jedem Einzelgebiet erfährt. Soll das Ganze der Wissenschaften als wahrhaft systematisches Ganze erfaßt werden, so muß auf der einen Seite in ihnen allen eine allgemeine Aufgabe der Erkenntnis herausgehoben, auf der anderen Seite aber gezeigt werden, wie diese Aufgabe in jeder von ihnen unter bestimmten besonderen Bedingungen je eine besondere Lösung erfährt. Durch beide Rücksichten wird die Entwicklung des Gesetzesbegriffs in der modernen Sprachwissenschaft bestimmt. Wenn man vom Standpunkt der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte und der allgemeinen Erkenntniskritik die Wandlungen dieses Begriffs verfolgt, so tritt hier in sehr merkwürdiger und charakteristischer Weise hervor, wie die einzelnen Gebiete des Wissens auch dort, wo von einem unmittelbaren Einfluß des einen auf das andere nicht gesprochen werden kann, einander ideell bedingen. Den verschiedenen Phasen, die der Begriff des Naturgesetzes durchläuft, entsprechen, mit

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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/128&oldid=- (Version vom 2.10.2022)