Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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jemand bestrafen, und noch dazu ohne Rechtsprechung, wenn die Uebertretung auch sonst offenbar war, noch sollte die Heiligkeit des Sabbats die Befleckung durch einen Mord, und wäre er noch so gerechtfertigt, erleiden. Daher ergriffen sie ihn und führten ihn zu ihrem Führer, mit dem die Priester beisammensassen, während das gesamte Volk als Zuhörer dabeistand. 215 Es war nämlich Sitte, immer, soweit die Verhältnisse es gestatteten, vorzugsweise aber, wie schon früher erwähnt, an den Sabbaten zu philosophieren, wobei der Führer Anleitungen und Belehrungen gab über das, was zu tun und zu sagen war, und die anderen dadurch an [p. 168 M.] Tugend zunahmen und in Sitte und Lebenswandel sich veredelten. 216 Seitdem beschäftigen sich noch bis heute die Juden an den Sabbaten mit der Philosophie ihrer Väter und widmen jene Zeit der Wissenschaft und dem Nachdenken über die Fragen der Natur[1]. Ihre Bethäuser in den einzelnen Städten sind nichts anderes als Lehrstätten der Weisheit, Mannhaftigkeit, Mässigung, Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Heiligkeit und jeglicher Tugend, durch die die weltlichen und religiösen Interessen überdacht und zu rechtem Ziele geführt werden. 217 (28.) So wurde denn damals der Täter eines solchen Frevels in Gewahrsam abgeführt. Moses aber wusste nicht, was mit dem Menschen geschehen solle, – dass seine Tat den Tod verdiene, sagte er sich wohl, aber welches wäre wohl die passende Art der Bestrafung? – er wendet sich daher mit unsichtbarer Seele an den unsichtbaren Gerichtshof und fragt den schon vor dem Hören alles wissenden Richter, welches Urteil er gefällt habe. 218 Und Gott verkündet den Urteilsspruch, er sei des Todes schuldig, und die Tötung solle auf keine andere Weise erfolgen als durch Steinigung, weil auch ihm ebenso wie dem früheren Frevler der Geist sich in empfindungslosen Stein verwandelt habe, denn er habe die vollendetste Gesetzesübertretung begangen, worin fast alle anderen Gebote über die Heilighaltung des Sabbats mit inbegriffen seien. 219 Inwiefern? Weil nicht nur die handwerksmässigen, sondern auch alle anderen Gewerbe und Beschäftigungen und ganz besonders die auf Gewinn und auf
- ↑ Dazu gehört nach der alten Theorie die sogenannte Metaphysik.
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/051&oldid=- (Version vom 1.8.2018)