Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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zeigen wir uns unerschrocken und voll fester Zuversicht. Das Ende wird oft schon durch den Anfang entschieden. Da wir uns jetzt an den Eingängen des Landes befinden, so lasst uns die Bewohner niederschlagen, lasst uns den Reichtum der [p. 121 M.] Städte in Besitz nehmen und geben wir ihnen dafür den Mangel an den notwendigen Bedürfnissen, den wir aus der Wüste mit uns bringen“. 252 Durch solche Reden sich ermunternd, gelobten sie zugleich als Erstlingsgaben des Landes die Städte des Königs und die in jeder befindlichen Bewohner der Gottheit zu weihen. Und Gott zeigte sich ihren Gelübden gnädig, er erfüllte die Hebräer mit Mut und bewirkte, dass das feindliche Heer geschlagen wurde. 253 Nach diesem kraftvollen Siege erfüllten sie ihre Dankgelübde, nahmen nichts von der Beute für sich, sondern weihten die Städte samt ihren Bewohnern und Kostbarkeiten und nannten das ganze Königreich nach dem Ereignis „Weihegabe“. 254 Wie nämlich jeder einzelne Gottesfürchtige von seinen jährlichen Früchten, die er aus seinem Privatbesitz erntet, die Erstlinge weiht, ebenso weihte auch das ganze Volk von dem grossen Lande, in das es einzog, ein grosses Stück, das eben eroberte Königreich, gewissermassen als eine Erstlingsgabe seiner Siedelung; denn sie hielten es nicht für recht, Land unter sich zu teilen oder Städte zu besiedeln, ehe sie von dem Lande sowohl als auch von den Städten Erstlinge dargebracht hätten.
255 (46.) Kurz darauf entdeckten sie auch einen Quell mit gutem Wasser (4 Mos. 21,16ff.), der dem ganzen Volke Trinkwasser lieferte – in einem Brunnen war der Quell und an der Grenze des Landes –, und ihre Herzen wurden damit so erquickt, als hätten sie nicht Wasser, sondern ungemischten Wein geschlürft. Vor Wonne und Freude sangen die Lieblinge Gottes ein neues Lied in Chören, die sie um den Brunnen im Kreise aufgestellt hatten, auf Gott den Verleiher ihres Besitztums und den wahrhaften Führer ihrer Wanderung; denn weil sie nach der langen Wüstenwanderung beim ersten Betreten des bewohnten Landes, das ihnen zum Besitz bestimmt war, reichlichen Trank gefunden hatten, hielten sie es für angemessen, an dem Quell nicht ohne eine Kundgebung vorüberzuziehen. 256 Denn er war nicht von der Hand gemeiner Männer, sondern
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/065&oldid=- (Version vom 1.8.2018)