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Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/53

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Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn

nimmt als Ebenbild des einzigen vollkommenen Gottes natürlich weder Vermehrung noch Verminderung an. 188 Denn alles andere hängt an und für sich nur lose zusammen, wenn es auch fest und dicht wäre, und wird durch göttlichen Geist[1] zusammengehalten. Dieser ist Kitt und Band, der alles Existierende erfüllt; er aber, der alles zusammengefügt und -gewoben hat, ist selbst tatsächlich nur von sich erfüllt und hat durchaus nichts anderes nötig. [39] 189 Daher sagt Moses passend: „Der Reiche soll nicht mehr und der Arme nicht weniger als die Hälfte der Doppeldrachme geben“ (2 Mos. 30, 15), was ja, wie gesagt, eine Drachme und eine Einheit ist; zu ihr könnte jede Zahl das Dichterwort[2] sprechen: „Mit dir werde ich aufhören, mit dir werde ich anfangen“. 190 Denn die ihrer unendlich vielfachen Zusammensetzung nach unendliche Zahl hört, wenn sie aufgelöst wird, mit der Eins auf und fängt wieder mit der Eins an, wenn sie zu einer unzähligen Menge zusammengesetzt wird. Deshalb nennen die Pfleger der Forschung[3] die Eins nicht eine Zahl, sondern das Element und Prinzip der Zahl. – 191 Ferner verteilt der göttliche Logos mit besonderer Berücksichtigung der Gleichheit das sogenannte Manna, die himmlische Speise der Seele, – gemeint ist die Weisheit – gleichmäßig unter alle, die sie gebrauchen wollen. [p. 500 M.] Das bezeugt Moses mit den Worten: „Nicht hatte zu viel, wer viel, und nicht zu wenig, wer wenig (gesammelt hatte)“ (2 Mos. 16, 18), wenn sie sich des erstaunlichen und herrlichen Maßstabes der Proportion bedienten. Hieraus konnte man entnehmen, daß jeder, für die bei ihm weilenden“ – nicht sowohl Menschen, als vielmehr Gedanken und Gesinnungen – gesammelt hatte;[4] denn was jedem zukam, das wurde seitens der Vorsehung so verteilt, daß weder Mangel noch Überfluß vorhanden war. [40] 192 Etwas der proportionalen Gleichheit Ähnliches kann man auch bei dem sogenannten Pas-cha finden. Pas-cha aber ist dann, wenn die Seele sich Mühe gibt das unvernünftige Empfinden[5] zu verlernen, und die vernünftige

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/53&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Den Logos, siehe oben § 23, auch Über die Pflanzung Noahs § 9 u. Anm.
  2. Ilias 9, 97.
  3. Die Pythagoreer. Vgl. All. Erkl. II § 3 u. Anm.
  4. Die Sept. übersetzt 2 Mos. 16, 16 לפי אכלוεἰς τοὺς καθήκοντας, womit offenbar „die Angehörigen“ gemeint sind (vielleicht las sie לפי אוכליו‎. Die Worte לאשר באהלו‎ gibt sie zur Vermeidung einer Tautologie mit σὺν τοῖς συσκηνίοις wieder). Philo scheint unter καθήκοντες die „sittlich Berechtigten“ zu verstehen.
  5. Siehe oben Anm. zu § 77.