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Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/50

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Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn

befindlichen, rechts und links in Gleichheit geteilten zwei Smaragdsteine, auf denen die Namen der zwölf Stammväter zu je sechs eingegraben sind mit göttlichen Schriftzeichen zur Erinnerung an göttliche Wesen[1] (2 Mos. 28, 9–12). 177 Und ferner, hat nicht die Schrift zwei Berge – symbolisch für zwei Arten – durch entsprechende Gleichheit gesondert und den einen den Segnenden, den andern den Fluchenden zugeteilt und auf jeden der beiden sechs [p. 498 M.] Stammfürsten[2] gestellt (5 Mos. 27, 11–13), um den Ermahnungsbedürftigen zu sagen, daß die Flüche den Segnungen gleich an Zahl und beinahe, wenn man so sagen darf, gleich an Wert sind? 178 Denn das den Guten gespendete Lob fördert ebenso wie der über die Schlechten ausgesprochene Tadel, da das Böse meiden und das Gute wählen für die Verständigen als ein und dasselbe gilt. [37] 179 Ich bewundere auch die Beurteilung und Zuteilung der zur Sühne dargebrachten, durch einen unsicheren und unberechenbaren Teiler, das Los, geteilten zwei Böcke; von den zwei Denkarten[3] wird nämlich die eine, die die Geschäfte der göttlichen Tugend betreibt, Gott zum Opfer dargebracht,[4] die andere, die sich eifrig um die Bedürfnisse der menschlichen Unseligkeit[5] bemüht, der flüchtigen[6] Kreatur; denn das Los, das dieser zuteil ward, nennt die heilige Schrift „Absender“,[7] da sie den Wohnsitz wechselt, zerstreut und

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/50&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Die zwölf Tierkreisbilder, vgl. Über die Einzelges. I § 87. Zum Glauben an die Göttlichkeit der Sterne vgl. das. § 13 u. Anm. Über d. Weltsch. § 27 und oben § 75 u. Anm.
  2. In der Bibel steht nichts von Stammfürsten; das ganze Volk sollte dabei sein. Philo sieht in den dort angeführten Namen nicht die Stämme, sondern deren Ahnen und überträgt sie auf ihre Epigonen, die jeweiligen Stammfürsten.
  3. Ob auch hier von dem göttlichen Logos und dem menschlichen Geist (s. § 182ff., 230 und 236), die Rede ist, ist zweifelhaft. Wahrscheinlich denkt hier Philo an die zweifache Art, wie sich der Menschengeist betätigt; der sich rein erhaltende, tugendhafte wird Gott dargebracht, d. h. kehrt zu Gott zurück, ist unsterblich und der nur für den Körper lebende geht mit diesem unter.
  4. Zu ἀνατιθέναι vgl. die Anm. zu § 108; zur Sache Über die Pflanzung Noahs § 61.
  5. κακοδαιμονία (Unseligkeit) im Gegensatz zu εὐδαιμονία im ethisch vorwurfsvollen Sinne z. B. bei Posidonius (Galen Plac. 470).
  6. Φυγάς heißt auch verbannt; auf diesen Doppelsinn bezieht sich die Deutung.
  7. Mit diesem Worte gibt die Sept. 3 Mos. 16, 8 u. 10 עזאזל‎ wieder. Da ἀποπομπαῖος aktive Bedeutung hat, so verstand der Übersetzer wohl WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt darunter den V. 26 erwähnten משלח‎, aber hier übersetzt er לעזאזל‎ „den zur Freilassung bestimmten“, was der uns aus dem rabbinischen Schrifttum geläufigen Bezeichnung: שעיר המשתלח‎ entspräche. Ob der griech. Übersetzer das schwierige Asasel sich wie אֹזֵל‎ oder מַאֲזִיל‎ erklärt hat, ist zweifelhaft.