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Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/039

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Torwächter hatten werden und so das Höchste im Leben, die Ordnung, hatten auflösen wollen, nicht nur um das zu Unrecht erhoffte Glück betrogen, sondern auch gezwungen, das fahren zu lassen, welches sie schon in Händen hielten. Denn die Mitglieder des Stammes Korah, die, mit ihrer Stellung als Tempeldiener nicht zufrieden,[1] nach der Priesterwürde strebten, haben, wie das Gesetz sagt, sich um beides gebracht (4 Mos. 16). 146 Denn so wie Knaben und Männer nicht dasselbe lernen, sondern es für eine jede der beiden Altersstufen passende Lehrgegenstände gibt, so sind auch manche Seelen stets, auch noch in gealterten Körpern, kindlich, andere wieder vollkommen reif schon in Körpern, die noch aufblühen und jugendlich sind. Einer Torheit machen sich also wohl alle schuldig, die Größeres wollen, als ihrer Natur gemäß ist, da ja alles, was über die Grenzen seiner Kraft hinausgeht, infolge der übermäßigen Anstrengung zusammenbricht. 147 Auch Pharao, der Moses – das prophetische Wesen – zu töten sucht (2 Mos. 2, 15), wird ihn nie finden, obgleich er ein schlimmes Gerücht über ihn vernommen hat, daß er sich nämlich unterfangen habe, die ganze Herrschaft des Körpers in zwei Angriffen zu zerstören. 148 Den ersten richtete er gegen die ägyptische Denkart, welche gegen die Seele die Zwingburg der Lust erbaut hatte – „denn er erschlug ihn“, (heißt es) „und bedeckte ihn mit Sand“, einer zerstreuten Substanz (2 Mos. 2, 12), in der Überzeugung, daß die Lehren von der Lust als dem ersten und größten Gut und von den Atomen als den Elementen des Alls beide ein und demselben Mann gehörten –,[2] den andern (Angriff) gegen diejenige Denkart, welche die Natur des Guten zerstückelt[3] und den einen Teil der Seele, den zweiten dem Körper, den dritten den Außendingen zuweist.[4] Denn (Moses) will, daß das Gute ein Ganzes bilde, das dem Besten in uns, der Denkseele allein, zugewiesen sei und nichts Seelenlosem sich anbequeme. [27] 149 Auch die unbesiegbare Tugend, die sich über die lächerlichen Bestrebungen der Menschen entrüstet, namens Thamar, findet der auf die Suche nach ihr Ausgesandte nicht, [568 M.]


  1. Übersetzt ist nach Wendlands Ergänzung.
  2. Vgl. All. Erkl. III § 37 mit Anm.
  3. So deutet Philo hier 2 Mos. 2, 13.
  4. Die aristotelische Unterscheidung der drei Arten von Gütern (vgl. Über die Nachstellungen § 7, Über die Nachkommen Kains § 112 mit den Anmerkungen zu den Stellen) wird der stoischen Lehre entgegengesetzt: μόνον τὸ καλὸν ἀγαθόν, die hier Philo vertritt, während er anderswo die aristotelische gelten läßt. Vgl. Ü . d. Trunkenheit § 52 Anm. 3. Μ. A.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/039&oldid=- (Version vom 21.5.2018)