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Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/48

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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn

den heiteren Stimmungen und von den Tugenden begangen wird“. 205 Niemand aber glaube, dass die reine und mit keinem Schmerz gemischte Freude vom Himmel zur Erde herniedersteigt; hier ist sie vielmehr aus beiden (Empfindungen) gemischt, [30 M.] aber so dass die bessere überwiegt; ebenso ist ja auch das Licht am Himmel ungemischt und frei von aller Dunkelheit, in der sublunaren Welt aber (auf Erden) erscheint es mit der dunklen Luftschicht gemischt. 206 Aus diesem Grunde hat auch, wie mir scheint, die nach der Tugend benannte Sara, die vorher gelacht hatte, dem Fragenden gegenüber ihr Lachen geleugnet (1 Mos. 18,15), weil sie nämlich fürchtete, dass sie die Freude, die keines Erdgeborenen, sondern nur Gottes Eigentum ist, sich widerrechtlich aneignete. Darum beruhigt sie das Gotteswort, das zu ihr spricht: „fürchte dich nicht, du hast wirklich gelacht und du hast Anspruch auf Freude“. 207 Denn nicht liess der Allvater es zu, dass das Menschengeschlecht nur von unheilbaren Schmerzen, Leiden und Beschwerden verfolgt werde; er mischte etwas von der besseren Substanz hinein und wollte, dass die Seele einst ruhig und heiter werde; die Seele der Weisen aber soll nach seinem Willen sogar den grössten Teil ihrer Lebenszeit an den Wundern der Welt sich erfreuen und ergötzen.

[37] 208 Soviel sei über die Frömmigkeit des Mannes gesagt, obwohl noch eine grosse Menge von anderen Beweisen vorhanden ist. Aber wir müssen auch sein freundliches Benehmen den Menschen gegenüber untersuchen. Denn es gehört zu derselben Naturanlage, fromm und menschenfreundlich zu sein, bei demselben Menschen findet man gewöhnlich beides, Frömmigkeit gegen Gott und Gerechtigkeit gegen die Mitmenschen. Alle seine Taten nun durchzugehen, würde zu weit führen, es genügt wohl zwei oder drei zu erwähnen. 209 Obgleich er sehr reich an Silber und Gold war und zahlreiche Viehherden besass, obgleich er mit den eingeborenen Bewohnern, die hinreichenden Besitz hatten, hinsichtlich des Vermögens wetteifern konnte und reicher geworden war, als es Ansiedler gewöhnlich sind, so wurde er doch von denen, die ihn in ihre Mitte aufgenommen hatten, niemals getadelt, sondern stets von allen, die mit ihm

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/48&oldid=- (Version vom 11.5.2019)