Ach! warum bedarf es denn so vieler Ueberredung, um die Menschen zu dem zu bewegen, was ihre eigene Glückseligkeit so sehr erheischt. Hätten die aufgeklärten Wüstlinge unserer Zeit nur einigen Begriff von dem Edelsinne eines heidnischen Cato, so würden sie sich lieber ihre sinnlichen Genüsse versagen, als ein so edles Unternehmen unversucht lassen! Wenn sie aber nur essen, trinken, spielen, ihre Gesundheit zu Grunde richten, ihr Vermögen verschwenden, und besonders ihre kostbare Zeit, – die, zur nothwendigen Vorbereitung auf die Ewigkeit, dem Herrn gewidmet seyn sollte, und deren Werth, wenn sie es einsähen, mit keinen irdischen Gütern zu vergleichen ist, – so unwiederbringlich verlieren; ich sage, wenn sie so ununterbrochen sich beständig mit niedrigen, armseligen Kleinigkeiten beschäftigen, was können sie dann anders erwarten, als daß an dem großen Gerichtstage Gottes die Heiden sie richten und die Lehren und Beispiele Jesu und seiner wahren Nachfolger sie verurtheilen werden. Ja, ihr endliches Loos wird um so schrecklicher seyn; da sie alle ihre eitlen Thorheiten und Ausschweifungen als Bekenner des Christenthumes, als Verehrer Jesu begingen, dessen Leben, so wie seine Religion, Selbstverleugnung lehret, und mit dem Lebenswandel der mehrsten Christen im beständigen Widerspruche stehet. Denn Er, der Gottmensch, war demüthig, sie aber sind stolz; er vergab seinen Feinden, sie suchen sich an ihnen zu rächen; er war sanftmüthig, sie sind jähzornig; er liebte Einfachheit, sie lieben Pracht; er war enthalsam, sie sind schwelgerisch; er war keusch, sie sind wollüstig; er war ein Pilger auf Erden, sie sind Weltbürger; kurz, er war niedrig geboren, wurde in der Verborgenheit erzogen, und ärmlich
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/371&oldid=- (Version vom 1.8.2018)