Allein ich finde in dem ganzen Verzeichnisse seiner Lehren und Gebote, welches die heilige Schrift uns vorhält, keine solche Kleiderpracht, noch solche Ergötzungen, oder eine solche Lebensweise, als heutiges Tages unter den mehrsten Bekennern des Christenthumes üblich ist, weder geboten noch empfohlen. Nein, wahrlich! Gott schuf den Menschen zu einem heiligen, weisen, mäßigen und ernsten Wesen, und begabte ihn mit Vernunft und Fähigkeit, sich selbst und die Welt zu beherrschen. Damals war die Erkenntniß Gottes der große Gegenstand seiner Betrachtung, seines Nachdenkens und seiner Freuden; alle seine äußern Genüsse, die Gott ihm gab, waren der Nothwendigkeit, der Bequemlichkeit und der Erlaubtheit des Vergnügens mit dem Vorbehalte untergeordnet, daß er in Allem den Allmächtigen sehen, fühlen, genießen und verehren sollte. Aber ach! wie weit sind die mehrsten Christen von dieser ursprünglichen Verordnung abgewichen, die dessenungeachtet so hohe Ansprüche auf das Leben, das Verdienst und den Tod eines heiligen Jesus machen, der nicht allein durch seine Erscheinung der Welt einen sichern Beweis von der Möglichkeit einer glücklichen Wiederherstellung des Menschen gegeben hat, sondern auch Allen seinen gnädigen Beistand verheißt, die ihm auf dem Wege des heiligen Kreuzes und der Selbstverleugnung nachfolgen wollen, den er ihnen als den einzigen Pfad zu ihrer ewigen Seligkeit vorgezeichnet hat. Ob nun aber die Gemüther jener Menschen, beides Geschlechts, nicht so tief in Thorheiten und Eitelkeiten versunken sind, daß sie den Herrn des Lebens nicht weiter als vom Hörensagen kennen; und ob ihr begieriges Trachten nach niedrigen Dingen dieser Welt nicht die Ursache ist,
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/350&oldid=- (Version vom 1.8.2018)