Sinnlichkeit zu erhitzen. So wird dann nicht allein ihre Zeit verschwendet, ihre Natur verweichlicht und ihre Vernunft entehrt, sondern auch nicht selten bei ihnen der Gedanke erzeugt, solche Dinge in der Wirklichkeit auszuführen und das eine oder andere Abenteuer nachzuahmen. Will dieses aber nicht gelingen, – wie sich denn von bloßen Hirngespinsten nicht anders erwarten läßt, - so scheint dem Abenteurer kein anderes Mittel übrig zu bleiben, als sich den lasterhaftesten Ausschweifungen in die Arme zu werfen. Dieses sind einige ihrer unschuldigsten Erhohlungen, die jedoch jeder wahre Christ nicht anders als gefährliche Schlingen des Feindes der menschlichen Glückseligkeit betrachtet, in welchen der Versucher die Gemüther der Unwachsamen um so leichter fangen und zu sich ziehen kann, da sie den natürlichen Schwachheiten der Menschen so angemessen sind, und sich ganz unmerklich ihrer Neigungen durch solche Dinge bemeistern, die den stärksten Eindruck auf ihre Sinnlichkeit machen und sie mit einer unwiderstehlich scheinenden Gewalt hinreißen. Bei solchen Gelegenheiten geschiehet es, daß ihre Seelen Eitelkeit brüten, ihre Augen die Dolmetscher ihrer Gedanken werden, und ihre Blicke die geheimen Flammen ihrer ausschweifenden Seelen verrathen, die so lange umherirren, bis die Nacht ihre Uebelthaten bedeckt, welche ihr Gewissen mit Schuld und ihren Ruf mit Schande beflecken.[1]
§. 2. Hier sehen wir, daß der Zweck aller weltlichen Moden und Erhohlungen kein anderer ist, als die sinnlichen Begierden des Menschen: „die Augenlust, die Fleischeslust, und den Hochmuth des Lebens zu befriedigen.“[2]
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/332&oldid=- (Version vom 1.8.2018)