und alle Tage in heiliger Furcht und Wachsamkeit leben? Und warum so viel Tadel, Schmach, Verfolgung und harte Behandlung erdulden? Wozu sollte alles dieses dienen, und wie könnte es durchaus erforderlich seyn, um zu jener ewigen Herrlichkeit und unvergänglichen Krone des Lebens zu gelangen, wenn die Religion Jesu die Eitelkeit, den Stolz, die Verschwendung, den Müßiggang, die Ueppigkeit, den Geitz, den Neid und die Arglist, kurz, die ganze jetzt unter den Bekennern des Christenthumes herrschende Lebensweise billigte und erlaubte? Aber nein! so ist es nicht. Sondern, da der Herr Jesus Christus wohl wußte, wie sehr die Gemüther der Menschen sowohl thörichten Kleinigkeiten, als auch groben Ausschweifungen nachhingen, und wie sie von dem himmlischen Einflusse des Lebens so weit abgewichen wahren, daß sie nicht allein den unerlaubten Genüssen der Welt begierig nachtrachteten, sondern auch täglich neue Mittel erfanden, um ihre sinnlichen Neigungen zu befriedigen; so sahe er auch sehr wohl die Schwierigkeiten voraus, welche Alle zu bekämpfen haben würden, wenn sein Ruf: alle diese Dinge zu verlassen, an sie ergehen würde, und wie ungern sie sich von ihnen trennen und entwöhnen würden. Um aber die Menschen dazu aufzumuntern und zu bewegen, führt er nicht eine Sprache, wie unter dem Gesetze nöthig war. Er verheißt kein irdisches Canaan, nicht hohes Ansehen, zahlreiche Nachkommenschaft, langes Leben und dergleichen; nein, eher daß Gegentheil; höchstens nur den mäßigen Gebrauch der irdischen Dinge in ihrem gewöhnlichen Laufe. Seine Einladungen sind höherer Art; er versichert Allen, die an ihn glauben und ihm
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/322&oldid=- (Version vom 1.8.2018)