und Trachten aller Stände geworden sind. – Aber wie unedel, wie schimpflich, wie unwürdig des Charakters eines vernünftigen Wesens ist dieses! Wie kann der mit Verstand begabte, des Nachdenkens über Unsterblichkeit fähige Mensch, der den Engeln gleich, wo nicht noch höher, geachtet ist, – wie kann der denkende Mensch einen solchen Werth auf so nichtswürdige Dinge, auf einige ärmliche Lumpen legen, die bloß der Stolz erfunden und die Ueppigkeit eingeführt hat? Die unbedeutendsten Spielsachen kleiner Kinder können keine so lächerliche und unwürdige Beschäftigung für Erwachsene abgeben, als die thörichten Erfindungen der Mode für verständige Menschen seyn würden, wenn sie dieselben als Gegenstände ihrer Sorge und ihres Vergnügens betrachtete wollten. Und es verräth in der That immer große Beschränktheit des Verstandes, wenn solche Eitelkeiten das edle Gemüth des Menschen beschäftigen, der das Ebenbild des großen Schöpfers des Himmels und der Erde ist.
§. 8. Hiervon hatten schon viele der alten Heiden so klare Begriffe, daß sie alle solche eitle Dinge verabscheueten, und sowohl die Kleiderpracht, als auch die jetzt unter den Bekennern des Christenthums üblichen und so sehr beliebten Vergnügungen und Erhohlungen, als sittenverderbende Uebel betrachteten; weil sie die Gemüther der Menschen von der Nüchternheit und Mäßigkeit zur Ueppigkeit, zum Müßiggange und zur Weichlichkeit verleiteten, und sie endlich unter das vernunftlose Thier herabsetzten. Davon zeugen: Anaragoras, Sokrates, Plato, Aristides, Cato, Seneca, Epictet, u. a. welche der Meinung waren, daß nur in Tugend und Unsterblichkeit wahre Ehre und wahrer Genuß zu
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)