„der sich nicht will spotten lassen,“ [1] und betrüget euch selbst! Solche Unmäßigkeit, als unter euch herrscht, muß verleugnet werden. Ihr müßt eine Veränderung eurer Gesinnungen erfahren und euch mehr der ursprünglichen Reinheit des Christenthumes nähern, ehe ihr ein Recht zu jenen Benennungen haben könnt, die ihr euch jetzt nur anmaßet. Denn „die wahren Kinder Gottes bestehen nur aus Solchen, die vom Geiste Gottes geleitet werden, der zur Mäßigkeit, Sanftmuth, Keuschheit und allen andern Tugenden führet.“ [2]
§. 6. Die christliche Welt, oder vielmehr die weltlichen Christen, verdienen aber auch deswegen billigen Tadel, daß sie den rechten Zweck, wozu die Kleidung zuerst eingeführt wurde, ganz verkehret haben. Der erste Dienst, den die Kleider dem Menschen leisten sollten, als die Sünde ihn seiner angebornen Unschuld beraubt hatte, war, wie schon bemerkt ist, Bedeckung; und sie mußten schon in dieser Hinsicht einfach und anspruchslos seyn. Ihr nächster Zweck war, ihn gegen Kälte zu schützen; daher mußten sie Stärke und Festigkeit haben. Und endlich sollten sie auch zur Unterscheidung der beiden Geschlechter dienen, und mußten folglich in dieser Rücksicht für beide verschieden seyn. Statt daß aber damals das Bedürfniß die nothwendige Bekleidung erforderte, macht jetzt der Stolz und die eitle Prachtliebe eine Menge Kleider nothwendig; statt daß sie damals nur zum Nutzen des Menschen gebraucht wurden, dienen sie jetzt nur, seine Eitelkeit und Gefallsucht zu befriedigen. Anfänglich brauchte man die Kleider wirklich zur Bedeckung; jetzt macht diese den kleinsten Theil ihres Zweckes aus. Das
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/289&oldid=- (Version vom 1.8.2018)