Gott vergessen. Diese sind wirklich der Welt zur Last, und die Schrift sagt uns, – was eben so schrecklich als gerecht ist, – „daß Diejenigen, welche Gott vergessen, ins Verderben gehen sollen.“[1]
§. 4. Es giebt aber noch eine andere Art der Ueppigkeit, die bei eitlen Personen beides Geschlechtes häufig angetroffen wird, nämlich die Kleiderpracht; eine der größten Thorheiten, welcher der Mensch sich schuldig machen kann; da sie eine der kostbarsten und zugleich nichtigsten und unnützesten Ausschweifungen ist. Die Schrift der Wahrheit lehret uns glauben, daß die Sünde die erste Kleidung in der Welt nothwendig machte;[2] und wenn die Uebereinstimmung mehrerer Schriftsteller einiges Gewicht hat, so erstreckte sich der Fall des Menschen sowohl auf sein Aeußeres als auf sein Inneres. Ich richte daher diese Abhandlung an Diejenigen, welche dieses glauben; da diese, wie ich hoffe, die größere Anzahl meiner Leser ausmachen. – Ich sage, wenn die Sünde zuerst die Kleidung veranlaßte, so haben des armen Adam’s Abkömmlinge wenig Ursache, auf ihre Kleidung stolz zu seyn, oder sich darin zu suchen; da ihr Ursprung so niedrig ist, und der Schmuck derselben weder den Menschen veredeln noch zu seiner Unschuld zurückführen kann. Selig war aber gewiß jene Zeit, als noch Unschuld, nicht Unwissenheit, Kleider unnöthig machte. Damals waren unsere ersten Eltern nackend, und kannten keine Scham, bis die Sünde sie beschämt machte, länger nackend zu bleiben. Da also das Bewußtseyn der Schuld die Scham erzeugte, und diese eine Bedeckung erforderte, wie tief sind denn Diejenigen gefallen,
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)