§. 22. Abraham Cowley, ein witziger und talentvoller Mann, liefert uns folgende Bemerkungen über den Geitz: „Es giebt zwei Gattungen des Geitzes. Die eine ist nur eine Bastardart, und bestehet in einem eifrigen Streben nach Gewinn, nicht aus Liebe zum Gelde selbst, sondern um das Vergnügen zu haben, dasselbe auf allen Wegen den Stolzes und der Ueppigkeit wieder zu verschwenden. Die andere Gattung ist die wahre Art des Geitzes, und wird mit Recht so genannt, denn sie bestehet in einer rastlosen und unersättlichen Begierde nach Reichthum, und zwar aus keiner andern Ursache, und zu keinem andern Zwecke oder Gebrauche, als um ihn anzuhäufen, zu bewahren und beständig zu vermehren. Der Geitzige der ersten Gattung ist dem gierigen Strauße gleich, der jedes Stück Metall verschlingt; doch aber in der Absicht, sich davon zu nähren; daher er sich denn auch alle Mühe giebt, es zu käuen und zu verdauen. Der Andere gleicht der thörichten Krähe, die nur Geld stiehlt, um es zu verstecken. Der Erstere thut der menschlichen Gesellschaft viel Schaden; doch einigen Personen zuweilen auch Gutes. Der Letztere hingegen nützt Niemand, ja, auch sich selbst nicht. Der Erstere kann seine Handlungen weder vor Gott und den Engeln, noch vor vernünftigen Menschen entschuldigen; der Andere kann für Das, was er thut, auch keinen Schatten von Entschuldigung vorbringen; er dient dem Mammon als Sklave, ohne Lohn. Der Erstere weiß sich noch bei Einigen beliebt, ja, sogar beneidenswerth zu machen; der Letztere ist allgemeiner Gegenstand des Hasses und der Verachtung. Es giebt kein Laster, auf welches man so viele Sinngedichte gemacht hätte, und das besonders
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)