Beweis ihrer gegenseitigen Liebe und häuslichen Glückseligkeit. Das eitle Schmücken und Herausputzen ihrer Personen giebt ihnen das Ansehen, als wollten sie auf Eroberungen ausgehen, und wo dieses wirklich der Fall ist, da sind die Folgen davon oft schrecklich; sie brechen in Mißvergnügen und Eifersucht, endlich in Haß aus, und enden gewöhnlich mit Trennungen und Ehescheidungen, ja, nicht selten sogar mit Vergiftungen und andern schändlichen Ermordungen. Kein Zeitalter kann uns von dergleichen traurigen und entsetzlichen Wirkungen des Stolzes und der Eitelkeit deutlichere Begriffe geben, als das gegenwärtige, welches vornehmlich in unserm Königreiche, den nachtheiligen Einfluß eines üppigen und ausschweifenden Lebens auf die Tugend, Ruhe, Mäßigkeit und Gesundheit der Familien aus unzähligen Beispielen erklärt.
§. 10. Noch muß ich nothwendig bemerken, daß unter allen menschlichen Geschöpfen solche Beweise des Stolzes und der Eitelkeit am wenigsten alten und häßlichen Personen anstehen, – wenn ich die Verunstalteten und von der Natur schlecht Ausgestatteten häßlich nennen darf. Denn alte Personen können nur auf das, was sie einst waren, stolz seyn; welches zu ihrer Schande beweiset, daß ihr Stolz ihre Schönheit überlebt hat, und sie sich, statt ihre Thorheit zu bereuen, nur neuen Stoff zur Reue bereiten. Die Häßlichen machen es aber noch schlimmer; sie sind stolz auf Etwas, das sie nie besaßen und auch niemals erlangen können. Ja, es scheint, als wenn ihre Gestalt ihnen zu einer beständigen Demüthigung ihres eitlen Geistes dienen solle; und hierauf stolz seyn, heißt in der That, den Stolz des Stolzes wegen
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)