berufe ich mich auf den wahrhaftigen Zeugen des ewigen Gottes, der in den Herzen aller Menschen sich befindet.
§. 3. Was den ersten Punkt betrifft, so ist es klar, daß ein ungezügeltes Verlangen nach hoher Erkenntniß das Elend des Menschen herbeiführte, und einen allgemeinen Fall von der Herrlichkeit seines ursprünglichen Zustandes verursachte. Adam wollte gern noch weiser seyn, als Gott ihn gemacht hatte. Es genügte ihm nicht, seinen Schöpfer zu kennen, und ihm die heilige Huldigung zu leisten, wozu sein Daseyn und seine Unschuld ihn aufforderten und antrieben. Er war nicht zufrieden, einen Verstand zu besitzen, der ihn über alle Thiere auf dem Felde, über die Vögel in der Luft und über die Fische im Meere erhob, und ihm die Macht gab, über die ganze sichtbare Schöpfung Gottes zu herrschen; nein, er wollte auch so weise als Gott selbst seyn.[1] Dieses unverzeihliche Trachten, dieser eben so thörichte als ungerechte Ehrgeiz, machte ihn der von Gott empfangenen Wohlthaten unwürdig.[2] Dieser vertrieb ihn aus dem Paradiese; und anstatt Herr über die ganze Welt zu seyn, ward Adam der Elendeste auf der Erde.
§. 4. Seltsame Veränderung! Statt Göttern gleich zu seyn, fallen beide, Adam und Eva, niedriger als die Thiere, mit denen verglichen sie als Götter geschaffen waren. Die traurige Folge dieses großen Falles war eine bejammernswerthe Verwandlung der Unschuld in Schuld, eines Paradieses in eine Wildniß. Das Schlimmste aber war noch, daß Adam und Eva in diesem unglücklichen Zustande statt des wahren lebendigen Gottes einen andern
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)