das Gebet beleben, und es durchdringend machen, wie bei dem anhaltenden cananäischen Weibe, das sich nicht wollte abweisen lassen, und zu welcher Christus, indem er sie zu bewundern schien, sagte: „O Weib! dein Glaube ist groß!“[1] Dieser Glaube ist von der größten Wichtigkeit und Nothwendigkeit für uns, wenn wir wünschen, daß unser Gebet Annahme bei Gott finden möge; wiewohl auch er nicht in unserer Macht stehet, sondern Gottes Gabe ist, von dem wir ihn empfangen müssen. Ein Körnlein dieses Glaubens aber richtet mehr aus, wirkt mehr Erlösung und Befreiung, und verschafft uns reichlichere Gnade und Barmherzigkeit, als alles eigene Laufen, Wollen und Wirken, und alle menschliche Erfindungen und leibliche Andachtsübungen nicht hervorbringen können. Wenn wir dieses gehörig erwägen, so werden wir leicht die wahre Ursache entdecken, warum die vielen gottesdienstlichen Verrichtungen und Uebungen, die wir in der Welt wahrnehmen, den Menschen so wenig Nutzen bringen; da diese offenbar keine andere ist, als weil es ihnen am wahren Glauben mangelt. Sie bitten, und erlangen nicht;[2] sie suchen, und finden nicht; sie klopfen an, und es wird ihnen nicht aufgethan. Die Ursache davon liegt klar am Tage: ihre Bitten sind nicht mit der reinigenden Kraft des Glaubens verbunden, wie Jakobs Bitten waren, als er mit Gott rang und obsiegte. Und die Wahrheit ist, leider! die, daß die Mehrsten noch in ihren Sünden leben und den Lüsten ihrer Herzen folgen, den Ergötzlichkeiten der Welt nachgehen und mit diesem köstlichen Glauben ganz unbekannt sind. Diese Ursache des geringen Nutzens, den
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)