Ebenso wahr ist jene merkwürdige Stelle, wo der Psalmist sagt: „Kommet her, höret zu Alle, die ihr Gott fürchtet; ich will erzählen, was er an meiner Seele gethan hat. Zu ihm rief ich mit meinem Munde, und pries ihn mit meiner Zunge. Wenn ich etwas Unrechts vorhätte in meinem Herzen, so würde der Herr mich nicht hören. Nun aber erhöret mich Gott und merket auf mein Flehen. Gelobet sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet.“[1]
§. 10. Es könnten noch mehrere dergleichen Stellen angeführt werden, welche das Mißfallen Gottes sogar an den von ihm selbst vorgeschriebenen Formen der Gottesverehrung an den Tag legen, wenn nämlich diese nicht unter dem Einflusse seines Geistes und ohne die nöthige Vorbereitung des menschlichen Herzens vollzogen wird, die nur durch ihn bewirkt und verliehen werden kann. Die Nothwendigkeit einer solchen innern Bearbeitung unserer Herzen, und das Mittel, sie zu erlangen, empfiehlt uns aber unter allen andern Verfassern der heiligen Schrift keiner öfterer und eindrücklicher durch sein eigenes Beispiel, als der Psalmist, welcher, indem er sich seiner großen Fehltritte und der Veranlassungen zu denselben, wie auch des Mittels, durch welches er Gott wohlgefällig ward, und Kraft und Trost von ihm erhielt, fortwährend erinnert, sich öfters selbst auffordert und ermahnt, auf Gott zu harren. „Leite mich, Herr, in deiner Wahrheit,“ sagt er, „und lehre mich; denn du bist der Gott, der mir hilft. Auf dich harre ich täglich.“[2]
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)