können: dieser Befehl ist unvernünftig und grausam; er kommt vom Versucher, nicht von Gott. Denn wie läßt es sich denken, daß mir Gott einen Sohn geben würde, um ihn zum Opfer darzubringen, – daß der Vater der Mörder seines einzigen Kindes werden solle? – Und wie könnte Gott von mir verlangen, den Sohn seiner eigenen Verheißung, durch welchen sein Bund errichtet werden soll, zu opfern? das ist unglaublich! So, sage ich, hätte Abraham ganz natürlich vernünfteln und schließen können, um der Stimme Gottes zu widerstehen und seiner großen Zuneigung zu seinem geliebten Isaak nachzugeben. Aber der gute alte Abraham, der die Stimme, die ihm einen Sohn verheißen hatte, wohl kannte, hatte nicht vergessen, dieselbe auch dann zu kennen, als sie diesen Sohn zurückforderte. Er ging daher nicht mit Fleisch und Blut zu Rathe, und zweifelte nicht, obgleich es sonderbar schien, und ihn, als Mensch, vielleicht in einiges Erstaunen und Schrecken setzte. Er hatte gelernt zu glauben, daß Gott, der ihm durch ein Wunder ein Kind gegeben habe, auch wieder ein Wunder thun könne, um dasselbe zu erhalten oder wiederherzustellen. Seine zärtlichen Neigungen konnten daher seine Pflicht nicht überwiegen, und noch weniger seinen Glauben überwinden; denn er hatte seinen Sohn auf eine Art empfangen, die ihn an nichts von dem zweifeln ließ, was Gott ihm von demselben verheißen hatte.
Darum beugte sich Ahraham in Unterwerfung unter den Befehl der Allmacht; er bauete einen Altar, band seinen einzigen Sohn darauf, zündete das Feuer an, und ergriff schon das Messer, um ihn zu schlachten, als plötzlich der Engel des Herrn dem Todesstreiche
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/061&oldid=- (Version vom 1.8.2018)