Friede seines Geistes besser als Fürstengunst ist; und daher den Zorn eines Cäsars nicht fürchteten; so wählten sie viel lieber die Trübsale der wahren Pilger Christi zu erdulden, als die Vergnügungen der Sünde zu genießen, – die doch auch nur von kurzer Dauer sind, – und schätzten die Schmach Christi unendlich höher, als die vergänglichen Schätze der Erde. Diese konnten endlich aber auch für Diejenigen, welche überzeugt waren, daß die mit dem wahren Christenthume verbundenen Prüfungen und Trübsale den Ergötzlichkeiten der Welt, und die Schmach Christi aller weltlichen Ehre weit vorzuziehen sei, gewiß keine Versuchung enthalten, die stark genug gewesen wäre, ihre aufrichtige Anhänglichkeit an die Religion Christi zu erschüttern.
§. 8. Aus diesem kurzen Abrisse von dem, was das Christenthum ehemals war, kannst du, o Christenheit! nun sehen, was du nicht bist, und was du folglich seyn solltest. Wie gehet es aber zu, daß wir statt eines so sanften, barmherzigen, sich selbst verleugnenden, duldenden, mäßigen, heiligen, gerechten und guten Christenthums, das Christo, dessen Namen es führet, so ähnlich war, jetzt ein abergläubisches, abgöttisches, verfolgendes, stolzes, leidenschaftliches, neidisches, boshaftes, selbstsüchtiges, trunkenes, wollüstiges, unreines, lügenhaftes, fluchendes, habsüchtiges, bedrückendes, betrügerisches Christenthum vorfinden? ein Christenthum, das aller Abscheulichkeiten, die man nur auf der Erde kennt, voll ist, und diese noch dazu in einem so hohen Uebermaße ausübt, daß es den schlimmsten der heidnischen Zeitalter zur Schande gereichen würde; indem es jene früheren Jahrhunderte noch mehr im Bösen selbst, als in der Zeitdauer
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/038&oldid=- (Version vom 1.8.2018)