gut, und ich freute mich wie ein Schneekönig, als ich wieder vor der Türe der Artillerieschule stand.“ Vier Tage später nahm er „solemniter“ Abschied von der Kameralvermessung, und vierzehn Tage darauf trat er in einen Lehrkursus für Steuergeodäten im Landhaus. Als er antritt, sieht sich der Oberstleutnant wieder die Brille an und fragt, ob er ihn bestellt habe; ja, er wiederholt förmlich den alten Streit wegen des Auges. Der junge Mann beherrschte sich und sagte sich, die Gewißheit müsse doch nun bald kommen.
Wie wenig geschultes Personal man damals zu solchen verwaltungsrechtlich wichtigen Zwecken hatte, geht daraus hervor, daß an den Vorlesungen, die von 8 bis 4 Uhr dauern, 15 bis 20 Jäger und Forstvermesser teilnehmen, von denen manche, die viel älter als er waren, oft ganz wunderliche Fragen stellten oder Antworten gaben. Von solchen Antworten sagt der einstige Vermessungsvolontär stolz: es verlohnt sich der Mühe, sie zu notieren, z. B.: wenn auf die Meile 4 Menselblätter kommen, wieviel auf die Quadratmeile, sagt einer: 4, der andere: 8. Den meisten Spaß macht ihm, als ein Forstvermesser, namens von Götz, der in Sporen erscheint, zum Oberstleutnant tritt und die Frage stellt, was eine Parzelle sei. Nach der Vorlesung am 20. Februar 1835 gingen fast alle Teilnehmer nach der Elbe, um das Calberla’sche Dampfboot anzusehen, das, wie so viele Menschen in Dresden, namentlich junge Techniker interessieren mußte.
Einige Monate hatte er nun im Landhause zu hören und zu arbeiten. Für Anfang April kam die Anstellung als Feldmesser in der Nähe von Radeberg; Wallrode sollte sein Standquartier sein. Mit dem bei Stadt Berlin haltenden Botenfuhrmann reisten alle Angestellten ab, und er selbst bezog sogleich ein sehr gutes Quartier im Dorf Wallrode. Bald hatte er herausgefunden, daß es sich um ein recht schwieriges Gelände handelte: viel Wald, „ungeheuere“ Sümpfe und Gründe. Hier wurde denn nun den Frühling und Sommer lang gearbeitet. So oft es nur möglich war, ging es abends nach Radeberg, wo man sich mit den verschiedensten Leuten bei Bier und Billard vergnügte. Besonders schöne Tage waren es, wenn der Vater und
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/169&oldid=- (Version vom 14.3.2024)