noch am Tische und ein Liedchen summend zeichnete er.
„Johannes!“ sagte ich, „wie spät kann es jetzt sein?“
„Ich habe meine Uhr nicht hier. Warte ein wenig, bis ich sie vom Juden hole!“ erwiderte er lachend.
„Was meinst du, habe ich lange geschlafen?“
„Ich glaube, ungefähr zwei Stunden.“
„Weisst du, ich hatte einen schrecklichen Traum; bis jetzt kann ich noch nicht zu mir kommen.“
„Ach, du sagtest ja, dass du von Träumen nichts hältst.“
„Nun, sage ich denn, dass ich an ihre Bedeutung glaube?“
„Also warum bist du so erschrocken?“
„Nun, im Traume wusste ich doch nicht, dass es ein Traum war. Wenn du willst, werde ich ihn dir erzählen!“
„Bitte, bitte!“
Ein Schrecken ergriff mein Herz, denn fast jeder Mensch hat in seinem Leben Augenblicke, wo er abergläubisch wird. Meine sonderbare Begegnung mit Marien, ihre Erzählung, meine Geldnot und die plötzliche Befreiung aus derselben und schliesslich mein
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)