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Seite:PatkanjanDreiErzählungen.pdf/144

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Eine von den beiden mir schon bekannten Frauen öffnete die Thür und um zu sehen, wer da sei, hielt sie mir das Licht vors Gesicht. Marie grüsste sie schüchtern, aber das Weib nahm ihren Gruss sehr kühl entgegen und brummte ironisch vor sich hin:

„Das ist wirklich schön! Die Leiche ihrer Mutter liegt kaum ein paar Stunden unter der Erde und schon bringt sie junge Mannsleute ins Haus!“

Anstatt zu antworten, drohte ich der Alten mit dem Finger. Es war mir schwer meinen Zorn zu bewältigen, ich näherte mich ihr also und sagte ihr halblaut ins Ohr:

„Wenn ich noch ein beleidigendes Wort von dir höre, schlage ich dir deine letzten zwei Zähne aus. Hörst du? Es ist dein Glück, dass dieses Fräulein nicht verstanden hat, was du gesagt hast, denn sonst hätte ich dich zur Treppe hinunter geworfen!“

Vielleicht waren es nicht meine donnernden Worte, sondern die glänzenden Knöpfe meiner Studentenuniform, welche der alten Schachtel Schrecken und Ehrfurcht[WS 1] einflössten. Sie sprach kein Wort mehr und ich trat in Mariens Zimmer ein. Dasselbe war von einem Talglichte nur düster erleuchtet. Drei oder vier zerbrochene Stühle, ein alter Tisch, und

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ehrfucht
Empfohlene Zitierweise:
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)