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Seite:PatkanjanDreiErzählungen.pdf/142

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haben,“ sagte sie mit so gefühlvoller Stimme, dass ich beinahe, ihr Trauerkleid und ihre trübe Lage vergessend, ihr auf der Stelle Hand und Herz angeboten hätte. (Richte mich nicht strenge, geehrter Leser, ich war damals neunzehn Jahre alt!)

„Machen Sie sich um mich keinen Kummer!“ versetzte ich. „Wenn Sie es zulassen, werde ich aufrichtig mit Ihnen reden. Hören Sie mich also an: Reich bin ich allerdings nicht, ich habe weder einen Jahresgehalt noch sonst welche Einkünfte, auch sind meine Eltern nicht in der Lage mich mit Geldmitteln zu versehen, aber zum Ersatz für alles dies habe ich einen Schatz, den ich unerschöpflich nennen darf. Dieser Schatz sind meine Freunde, welche zwar nicht hier wohnen, aber stets, wenn ich ihrer Hülfe bedarf, bereit sind mir ihr letztes zu opfern. Jetzt werden Sie glauben, dass ich nicht so arm bin wie ich Ihnen scheine.“

„Ach, mein Herr, Sie veranlassen mich Ihnen bis zum Ende meines Lebens dankbar zu sein. Sie handeln so edel, dass ich Sie schon am ersten Tage unserer Bekanntschaft als einen Bruder und innigen Freund anerkennen muss. Ja, ich bin bereit Ihre Hülfe anzunehmen, aber nur unter folgenden Bedingungen, erstens, dass Sie mir Ihre ganze

Empfohlene Zitierweise:
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)