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Seite:Ossendowski - Schatten des dunklen Ostens.djvu/138

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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens

machen und sich ein in sieben Stücke gerissenes Seidenhemd des „Wunderbaren“ schenken.

Das Spiel mit der Mystik, das Vorausahnen von Katastrophen und das Beherrschen jeglicher Situation war Rasputins Macht und Geheimnis.

Er war ein Tier, dieser „Mann Gottes“, und doch ein ungewöhnlicher Mensch.

Er hatte dem Zaren sein Ende prophezeit.

Er hatte ihm gesagt, daß das Haus der Romanows hinsterben werde, wenn seine Bilder und Kleiderfetzen ihrem Besitze geraubt würden.

Und das Leben der Romanows war wirklich verwirkt, als der Kommissär Jurowski ihnen die Bilder und Hemdfetzen Rasputins abgenommen.

Er war ein Teufelsdiener, der Antichrist.

An der Spitze der Organisation, die dem Leben Rasputins nachstrebte, standen der Moskauer Metropolit Makar, der Bischof aus Samara, Pimen und der Mönch Heliodor, hinter denen die nationalistischen Kreise des Reiches standen.

Zweimal konnte er versuchten Anschlägen auf sein Leben glücklich entgehen.

Einmal, als der Mönch Heliodor ein halbverrücktes Weib anstiftete, ihn zu ermorden, wo er mit einem Stich in den Bauch davon kam, und das andere Mal, als er mit der Palastdame der Zarin nach Zarskoje-Selo fahren wollte und sein Schlitten von einem unbekannten Auto überfahren wurde.

Nach dem tödlichen Attentat auf Rasputin kannte die Verzweiflung der Kaiserin und deren Töchter keine Grenzen, man trug sogar Trauerkleider nach ihm. Sein Leichnam war in einer herrlichen Kapelle aufgebahrt worden, die speziell im Kaiserdorfe erbaut wurde und die täglichen Pilgerfahrten der kaiserlichen Familie bezeugten die tiefe Trauer um den „heiligen Vater“, dessen Leben so mystisch mit dem Lose der Dynastie verknüpft war.

Ich erinnere mich einer bekannten Legende aus dem Jahre 1812 nach der Eroberung Moskaus durch Napoleon, die das geheime Band zwischen der Dynastie der Romanows und Gregor Rasputin prophezeit. Als der junge Zar Michael Teodorowitsch aus dem Hause der

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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens. Eurasia, Wien 1924, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ossendowski_-_Schatten_des_dunklen_Ostens.djvu/138&oldid=- (Version vom 14.9.2022)