Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens | |
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In Petersburg und Moskau wurden einige Namen von Personen laut, die als Priester und Priesterinnen dem Teufelskult huldigten. Unter diesen befanden sich auch orthodoxe Popen, einige Literaten, drei bekannte Kabarettsängerinnen und ein gewisser General Schulman. Uber die Scheußlichkeit dieser „schwarzen Messen“, über die Ausschweifung, von denen solche Teufelsorgien begleitet waren, und über die unmoralischen Erregungszustände dieser Satanisten sprach man nicht wenig. Die Orgien im Klub der neunundsechzig Damen, die geheimen Rendezvous von Herren und Damen an ungeraden Donnerstagen, die Montage der „Unschuldigen“ und eine ganze Reihe ähnlicher Vereine und Klubs verseuchten psychisch und physisch die Gesellschaft Rußlands.
Opium, Haschisch, Kokain und Alkohol wurden unter dem Deckmantel religiöser Andachten genossen. In erschreckendem Grade wurde diesem Kultus gehuldigt, der dem Untergange des Reiches vorausging.
Diese Festgelage und bacchantischen Ausschweifungen fanden im Schutze der fürstlichen Paläste statt.
Die Katastrophe des inneren Reichsverfalles wuchs so lawinenhaft an. Der Pöbel der Strafe und die Sowjet-Soldateska hatte leichtes Spiel mit einem derart zersetzen Reich.
Und es mußte so kommen, nur Ströme von Blut konnten aus solchem Wahnsinn aufrütteln.
So reichte ein Irrsinn dem anderen die Hand.
Armes Rußland!
Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens. Eurasia, Wien 1924, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ossendowski_-_Schatten_des_dunklen_Ostens.djvu/128&oldid=- (Version vom 14.12.2022)