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Seite:OANeckarsulm0204.jpg

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er über Brettach gegen Neuenstadt, weil dieses den Weinsbergern Hilfe rüstete, nahm es nach ganz kurzer Beschießung ein und fieng eine Heerde Vieh von 263 Stück auf, welche eben nach Weinsberg getrieben werden sollte und deren Treiber jetzt, da sie sich wehrten, niedergeschossen wurden. Die Pfälzische Besatzung von Möckmühl wollte gleichfalls denen zu Weinsberg Hilfe bringen, wurde aber durch die Uracher und Rosenfelder zurückgeschlagen, worauf Ulrich selbst vor Möckmühl rückte und es nach 6tägiger Belagerung zur Übergabe zwang. Widdern wurde unterwegs für 1000 Gulden gebrandschatzt (Stälin 4, 63 f.). Erwähnung verdient aus diesem Krieg das unsern Bezirk Betreffende in dem Pfälzischen Reisbuch (mitgetheilt durch v. Weech, Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrh. 26, 137 ff.) An Reisleuten hatten die Ämter, alles wohlausgerüstet, zu stellen: Möckmühl 160 Mann, nemlich 82 Spießer (Hauptwaffe der 18 Schuh lange Schweizer Spieß) 29 Büchsenschützen, 49 Hellebarter, 9 Reiswagen, 2 Speiswagen und 1 Streitwagen, je mit den nöthigen Pferden; Neuenstadt: 80 Mann, 43 Spießer, 16 Büchsenschützen, 21 Hellebarter, 4 Reiswagen, 2 Speiswagen, 1 Streitwagen. Es befanden sich an Geschützen, Proviant etc. in Möckmühl 12 kupferne Hackenbüchsen und im Schloß eine Halbschlange auf dem Thurn, 47 Fuder Wein, 430 Malter Korn, 128 M. Dinkel, 87 M. Haber, 8 M. Breimehl, 2 M. Kochgerste, 3 M. Erbsen, 1 Zentner Butter, 6 Scheiben Salz, 2 halbe Tonnen verlegen Pulver, „daß man es besser“, setzt der Amtmann in seinem Bericht bei; wegen des Baus am Schloß, Bollwerk, Brustwehren etc. verlangte derselbe einen Baumeister zu schicken. Bei Philipp Stumpff zu Domeneck waren 3 kupferne Hackenbüchsen, eine kleine kupferne Steinbüchse, eine halbe Tonne Pulver, 25 Schwefelringe, 25 Büchsensteine, 20 Pfund Blei. Im Schloß zu Neuenstadt am Kocher lagen eine Halbschlangenbüchs, 13 Hackenbüchsen, 21/2 Tonnen Pulver, in der Stadt 5 Hackenbüchsen, eine Nothdurft Pulver, 360 Malter Korn, 500 M. Dinkel, 1126 M. Haber. Je 2 Steinbüchsen von Möckmühl und Neuenstadt waren nach Heidelberg gebracht. Sammlungsort für die aufgebotenen Ritter und Knechte der Gegend war Weinsberg; Möckmühl eine der Herbergen für die Geworbenen.

Jene Gährungen, welche seit dem Ende des 15. Jahrhunderts die große, unter dem Namen des Bauernkriegs zusammengefaßte Revolution von 1524 und 25 vorbereiteten, kamen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)