Aequator befindet, diejenigen der Sonne bei weitem übertrifft. Die grössten Fluthen treten demnach in den Syzygien, und die kleinsten in den Quadraturen, zu den Zeiten beider Aequinoctien ein; ferner wird die grösste Fluth in den Syzygien, wie die Erfahrung lehrt, immer von der kleinsten in den Quadraturen begleitet.
Da die Sonne im Winter weniger von der Erde entfernt ist, als im Sommer, so wird die grösste und kleinste Ebbe und Fluth häufiger dem Frühlings-Aequinoctium vorangehen, als ihm nachfolgen, und häufiger dem Herbst-Aequinoctium folgen, als ihm vorangehen.
Die Wirkungen beider Gestirne hängen noch von der Breite des Ortes ab. Es stelle ApEP die überall von einem sehr tiefen Meere bedeckte Erde vor, C sei ihr Mittelpunkt, P und p ihre Pole, und AE der Aequator. F sei ein beliebiger, ausserhalb des Aequators angenommener Ort, und Ff der Parallel desselben, so wie Dd derjenige Parallel, welcher jenem auf der anderen Seite des Aequators entspricht. L sei der Ort, an welchem der Mond sich 3 Stunden früher befand, H der ihm perpendikulär auf der Erde entsprechende, so wie h der dem letzteren entgegengesetzte Ort. K und k seien die Oerter, welche von jenen um 90° abstehen; CH und Ch die grössten Höhen des Meeres, vom Mittelpunkte der Erde an gemessen, so wie CK und Ck die kleinsten Höhen desselben. Beschreibt man über den Axen Hh und Kk eine Ellipse, so wird dieselbe durch ihre Umdrehung um die grösste Axe Hh ein Sphäroïd HPKhpk beschreiben, welches sehr nahe die Figur des Meeres darstellt. CF, Cf, CD und Cd werden die Höhen des Meeres in den Orten F, f, D, d sein.
Beschreibt ferner bei der besprochenen Umdrehung der Ellipse der beliebige Punkt N einen Kreis MN, welcher die Parallelen Ff und Dd in den Punkten R und T, so wie den Aequator AE in S schneidet; so wird CN die Höhe des Meeres in allen, auf diesem Kreise gelegenen Orten R, S, T sein. Bei der täglichen Umdrehung eines beliebigen Ortes F, wird die grösste Erhöhung des Wassers in F um die dritte Stunde nach der oberen Culmination des Mondes stattfinden. Die grösste Senkung wird in Q, drei Stunden nach dem Untergang des Mondes, hierauf die grösste Erhebung in f, drei Stunden nach der unteren Culmination und endlich die grösste Senkung in Q, drei Stunden nach dem Aufgang des Mondes stattfinden. Die letzte Erhebung des Wassers in f wird kleiner sein, als die erste in F.
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/421&oldid=- (Version vom 1.8.2018)