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Seite:NewtonPrincipien.djvu/25

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Bewegung mitgetheilt werden kann, da sie keine Kraft der Trägheit hat; dass sie keine Kraft besitze, wodurch eine beliebige Aenderung entweder in einem einzelnen oder in mehreren Körpern hervorgebracht werden kann, da sie keine Kraft zur Mittheilung der Bewegung hat; endlich dass ihre ganze Wirksamkeit nicht vorhanden sei, da sie nicht vermögend ist, irgend eine Aenderung hervorzubringen. Warum sollte man also diese Hypothese, welche durchaus grundlos ist, und nicht im mindesten zur Erklärung der Natur der Dinge dient, nicht eine sehr unpassende und des Naturforschers ganz unwürdige nennen dürfen? Diejenigen, welche annehmen, der Himmelsraum sei mit einer flüssigen Materie erfüllt, diese sei aber nicht träge, heben mit diesen Worten den leeren Raum auf und legen ihn zur Seite. Denn da eine derartige Flüssigkeit auf keine Weise vom leeren Raume unterschieden werden kann, so findet der Streit nur über den Namen, nicht aber über die Natur der Dinge statt. Sollten manche so sehr der Materie ergeben sein, dass sie auf keine Weise einen von Körpern leeren Raum zugeben wollen; so wollen wir einmal sehen, wohin diese endlich gelangen müssen.

Entweder werden sie sagen, diese Einrichtung der überall angefüllten Welt, wie sie sie sich vorstellen, sei aus dem Willen Gottes zu dem Zweck hervorgegangen, damit für die Operationen der Natur ein gegenwärtiges Hilfsmittel in dem sehr feinen, alles durchdringenden und erfüllenden Aether vorhanden sei. Dies kann aber nicht behauptet werden, indem durch die Erscheinungen der Cometen gezeigt worden ist, dass dieser Aether keine Wirkung ausübt. Oder sie werden sagen, er sei aus Gottes Willen zu irgend einem Zweck hervorgegangen, was man jedoch nicht behaupten kann, indem eine davon verschiedene Einrichtung der Welt aus demselben Grunde aufgestellt werden könnte. Sie können endlich auch behaupten, nicht aus dem Willen Gottes, sondern aus irgend einer Naturnothwendigkeit sei er hervorgegangen. Sie müssen also endlich in den schmutzigen Bodensatz der unreinsten Heerde versinken. Sie träumen nämlich, es werde alles durch das Fatum, nicht aber durch die Vorsehung regiert, die Materie habe durch ihre eigene Nothwendigkeit, immer und überall existirt, sie sei unbegrenzt und ewig. Setzt man dies voraus, so wird sie auch überall gleichförmig sein, indem die Mannichfaltigkeit der Formen durchaus der Nothwendigkeit widerstreitet. Sie wird auch unbewegt sein; denn wenn sie nothwendigerweise sich nach irgend einer bestimmten Richtung und mit einer gegebenen Geschwindigkeit bewegte, müsste sie eben so nothwendig sich nach einer andern Richtung und mit einer andern Geschwindigkeit bewegen. Nach verschiedenen Richtungen und mit verschiedener Geschwindigkeit kann sie sich aber nicht zugleich bewegen; daher muss sie unbewegt sein. Auf keine Weise konnte die, durch die schönste Mannichfaltigkeit der Formen und Bewegungen ausgezeichnete Welt anders, als aus dem freien Willen des alles vorhersehenden und beherrschenden Gottes hervorgehen.

Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/25&oldid=- (Version vom 28.2.2018)