der Nachtgleichen die Rede ist, welche aus der Wirkung der Sonne und des Mondes auf die Erde entspringen. Hier und dort werden wir belehrt, nach welchem Gesetze die Kraft der Schwere, in grössern Entfernungen von der Erde, abnimmt. Da nämlich die Schwere von der Centripetalkraft des Mondes nicht verschieden, diese letztere aber dem Quadrat des Abstandes umgekehrt proportional ist; so nimmt auch die Schwere in demselben Verhältniss ab.
Gehen wir nun zu den andern Planeten über. Da die Umläufe der Planeten um die Sonne, und der Trabanten um den Jupiter und Saturn Erscheinungen von derselben Art, wie der Umlauf des Mondes um die Erde sind, weil erwiesen ist, dass die Centripetalkräfte der Planeten gegen den Mittelpunkt der Sonne, die der Trabanten gegen die Mittelpunkte von Jupiter und Saturn gerichtet sind; da ferner alle diese Kräfte sich umgekehrt wie die Quadrate der Abstände von den Mittelpunkten verhalten, wie die Centripetalkraft des Mondes sich umgekehrt wie das Quadrat seines Abstandes von der Erde verhält: so muss man schliessen, dass sie alle von derselben natürlichen Beschaffenheit seien. Wie der Mond gegen die Erde, und umgekehrt die Erde gegen den Mond schwer ist, so sind auch alle Trabanten gegen ihren Centralplaneten und dieser gegen sie, so wie endlich alle Planeten gegen die Sonne und diese gegen jene schwer.
Die Sonne ist daher gegen alle Planeten und Trabanten, und diese gegen jene schwer. Denn die Trabanten bewegen sich, während sie ihren Centralplaneten begleiten, zugleich mit diesem um die Sonne. Aus demselben Grunde sind daher Planeten und Trabanten gegen die Sonne schwer, und umgekehrt. Dass aber die Trabanten gegen die Sonne gravitiren, ergiebt sich ausserdem aus den Ungleichheiten des Mondes, deren sehr genaue, mit bewundernswerthem Scharfsinne dargelegte, Theorie sich im dritten Buche dieses Werkes findet.
Dass die anziehende Kraft der Sonne sich nach allen beliebigen Richtungen bis in sehr grosse Entfernungen fortpflanze und sich auf die einzelnen Theile des umliegenden Raumes ergiesse, kann man offenbar aus der Bewegung der Cometen schliessen. Diese kommen aus ungeheuern Entfernungen in die Nähe der Sonne, und kommen dieser bisweilen so nahe, dass sie dieselbe in der Gegend des Perihels nur eben nicht zu berühren scheinen. Die Theorie derselben, welche vor diesem die Astronomen vergebens gesucht hatten, ist in unserm Jahrhundert endlich glücklich aufgefunden und auf’s Bestimmteste durch Beobachtungen bewiesen worden; wir verdanken es unserm Autor. Es ist demnach klar, dass die Cometen sich in Kegelschnitten bewegen, deren Brennpunkt im Mittelpunkte der Sonne liegt, und dass ihre nach der Sonne gezogenen Radienvectoren der Zeit proportionale Flächen beschreiben. Aus diesen Erscheinungen aber erhellt und wird mathematisch bewiesen, dass jene Kräfte, durch welche die Cometen in ihren Bahnen erhalten werden, nach der Sonne gerichtet und den Quadraten ihrer Abstände
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/17&oldid=- (Version vom 19.2.2018)