Zum Inhalt springen

Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/121

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

Während also das Stadtsiegel No. I noch keinerlei Wappenschild enthält, so haben zwar No. II und III einen solchen; allein es ist der mit der Schildfigur des Erbherrn, des Königs von Böhmen, welche alle seit 1319 neu angefertigten Siegel der oberlausitzischen Städte aufweisen.[1] Das Bautzner Stadtsiegel enthielt also bis dahin noch kein besonderes Stadtwappen. Und doch muss mindestens seit Mitte des 14. Jahrhunderts als solches Stadtwappen die Zinnenmauer bereits gegolten haben, sonst hätte dieselbe nicht 1363 und 1373 als heraldische Bezeichnung des Landes Budissin in die Siegel des Prinzen Wenzel von Böhmen aufgenommen (S. 98 fg.) und nicht 1378 beim Begräbnis Kaiser Karls IV. als Banner von der westlichen oder Bautzner Hälfte der damaligen Oberlausitz aufgeführt werden können (S. 101).

Zu eben jener Zeit hatte nun Görlitz als charakteristischen Bestandtheil seines Stadtwappens neben dem böhmischen Löwen „das weisse Stück“, Lauban den (ursprünglich nur einen) Schlüssel, Löbau den heiligen Nicolaus, Kamenz die beiden blasenden Thurmhüter, Zittau den schlesischen Adler angenommen. Bautzen hatte als solche charakteristische Schildfigur, wir wissen nicht seit wann, die dreizinnige Mauer gewählt, vielleicht mit Beziehung darauf, dass sein ältestes Stadtsiegel (No. I) auf Thürmen, Mauern und Thorhaus gerade drei solcher Zinnen aufwies.

Auf dem nächsten neu angefertigten Stadtsiegel (No. IV) wurde nun dieses Stadtwappen auch mit aufgenommen. Dieses Siegel zeigt, ähnlich wie No. III, den


  1. Das älteste Siegel der Stadt Kamenz, welche bis 1318 den Herren von Kamenz gehörte, zeigt noch 1362 den Schild mit dem Adlerflug dieser ihrer Erbherren, das neue Siegel von 1408 aber den Schild mit dem böhmischen Löwen. Carpzov, Ehrentempel I, 70. Tafel II No. 17. 18. Ebenso zeigt das älteste Siegel der Stadt Zittau, welche bis 1319 den Herren von Leipa gehörte, den Schild dieser Herren mit den gekreuzten Eichenästen und den Helm mit dem Karpfen und drei Federn (beschrieben in v. Webers Archiv für die sächsische Geschichte XI, 409 fg.), erst seit jener Zeit den Schild mit dem Löwen.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/121&oldid=- (Version vom 1.8.2018)