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Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/116

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Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

Landvögten, endlich auch von den Nachbarländern adoptiert. Im Lande selbst dagegen ward diese ganz eigentlich vom Auslande oktroierte Bezeichnung als „Markgrafthum Oberlausitz“ erst im Laufe des sechszehnten Jahrhunderts allgemein üblich.

Da also das Land so lange Zeit hindurch eines wirklichen Landesnamens ganz entbehrte, und da später auf dasselbe der der benachbarten (Nieder-) Lausitz mit übergetragen wurde, finden wir es begreiflich, dass die Landesherren, wie oben erwähnt, nur den Titel „Markgraf zu Lausitz“ und nur das Landeswappen der (Nieder-) Lausitz aufs neue aufnahmen, und dass man nach und nach wirklich meinte, es sei mit jenem Titel und jenem Wappen zugleich auch die Oberlausitz mit bezeichnet.[1]

Da erscheint in dem Majestätssiegel[2] unter Ludwig II. dem Jagellonen plötzlich auch ein Schild mit der Zinnenmauer, der seitdem von allen seinen Nachfolgern auf dem böhmischen Königsthrone beibehalten wird. Wie dies so gekommen, wissen wir nicht genau, dürfen es aber vermuthen. Wahrscheinlich war die Stadt Bautzen, vielleicht auch die Ritterschaft des Weichbilds in Prag vorstellig geworden, wie doch die Oberlausitz, als ein eignes, selbstständiges Land ebenso gut wie die Niederlausitz und andere Nebenländer der Krone Böhmen eine besondere heraldische Andeutung im königlichen Siegel verdiene. Andeuten sollte jetzt die Zinnenmauer das Land Oberlausitz jedenfalls; und dennoch war sie noch immer nicht das Landeswappen. Görlitz wenigstens erkannte sie als solches keineswegs an. Wir glauben, dass gerade mit Bezug hierauf der Görlitzer Stadtschreiber Johann Hass in seinen Stadtannalen kurze Zeit darauf klagt, die Bautzner wollen auch ir wappen furtziehen, ob isz des landis wappen sein solde.[3]


  1. Auch das Wappenbuch des Ritters Conrad Grünenberg (von 1483), herausgegeben von Graf Stillfried und Ad. Hildebrandt (Görlitz, Starke 1875), Tafel LIIIb enthält nur das Wappen des „Margrauff von Lussicz“, den rothen Ochsen mit goldnen Hufen und Hörnern im silbernen Felde. Daneben steht ein völlig leerer Schild, jedenfalls bestimmt, das Wappen der Oberlausitz aufzunehmen, über welches aber Grünenberg sich auch nicht klar sein mochte.
  2. Ein uns vorliegender Abdruck desselben an einer Urkunde vom 10. März 1523 (Bestätigung der Privilegien der Stadt Camenz) weist rings um den quadrierten Hauptschild in der Mitte sechs kleinere Schilde auf, darunter links (nicht heraldisch) das dritte oder unterste den mit der Mauer, rechts den mittelsten den mit dem Ochsen.
  3. N. Script, rer. Lus. IV, 268.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/116&oldid=- (Version vom 1.8.2018)