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Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/107

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Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

Zehn Jahre später (1373) zwang Karl IV. den Markgrafen Otto von Brandenburg, seine brandenburgischen Lande an Wenzel und dessen inzwischen noch geborene Brüder Siegmund und Johann sofort und definitiv abzutreten und die Unterthanen an die neuen Landesherren zu weisen. Infolge dessen erhielt nun Wenzel ein neues Siegel, welches ihn ebenfalls auf dem Throne sitzend darstellt und ausser einer ganzen Menge kleinerer Wappenbilder an der Lehne des Throns zu den Füssen des Fürsten links (nicht heraldisch) den böhmischen Löwen, rechts den brandenburgischen Adler, ganz unter dem Thronsessel aber drei Schilde mit dem schlesischen Adler, dem niederlausitzischen Ochsen und der Zinnenmauer enthält. Diesmal ist es eine wirkliche Mauer, auf welcher sich in der Mitte zwei ganze, an den beiden Seiten, dicht am Schildrande, je eine halbe Zinne erheben. Die Umschrift lautet: Wenceslaus, dei gracia Boemie rex, Brandenburgensis marchio, Luczenburgensis, Slezie et Lusacie dux.[1]

In diesen beiden Siegelumschriften findet die Niederlausitz, als ein eben erst erworbenes Land, auch besondere Erwähnung, nicht aber das damalige Land Budissin oder die nachmalige Oberlausitz, ebensowenig Mähren, da ja beide schon längst mit der Krone Böhmen verbunden waren. Als Wappenfigur auf den die Oberlausitz andeutenden Schilden erscheinen zuerst zwei blosse Zinnen, das zweite Mal eine Mauer mit zusammen drei Zinnen. Genau um dieselbe Zeit und jedenfalls in engem Zusammenhang mit den soeben skizzierten politischen Verhältnissen erscheint nun sowohl die Zinnenmauer, als der Ochs zum ersten Male auch auf monumentalen Bauten, nämlich an dem Brückenthurme der böhmischen Landes- und damaligen Reichshauptstadt Prag. In zwei Reihen sind an demselben (Front nach der Altstadt) die Wappenschilde von Prag, von Böhmen, Mähren, Brandenburg, Luxemburg, Glatz, Ober- und Niederlausitz und ausserdem (an zweiter Stelle) der Reichsadler in Stein ausgemeiselt. Mit vollem Rechte, wie uns scheinen will, versetzen böhmische Archäologen mindestens diese Wappenverzierung des Thurms in


  1. Abbildung bei Gercken a. a. O. Tafel III No. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)