Zum Inhalt springen

Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/105

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

Das Landeswappen der Oberlausitz.
Von
Hermann Knothe.


Wie und wann das Landeswappen der Oberlausitz, bekanntlich eine goldne, mit drei Zinnen und Mauerstrichen versehene Mauer in blauem Felde, entstanden sei, darüber ist von älteren Historikern und Heraldikern bereits viel geschrieben worden. Da aber die Frage in der That ziemlich verwickelt ist, darf es nicht Wunder nehmen, wenn hierbei gar viele irrige Behauptungen aufgestellt worden sind.

Am bequemsten war es, sich mit der natürlich völlig ersonnenen Angabe zu begnügen, Wiprecht von Groitzsch, der bekanntlich 1086 von seinem Schwiegervater, König Wratislaw von Böhmen, das „Land Budissin“ oder die nachmalige Oberlausitz als Mitgift erhielt, habe der Stadt Budissin, dieser „Grenzmauer“ des Reichs gegen die östlicheren Slaven, die Zinnenmauer als Stadtwappen verliehen; so sei denn das Wappen der Stadt nach und nach auch zu dem des Landes Budissin geworden.[1] Allein,


  1. Soviel uns bekannt giebt zuerst Brotuf (Historia – von dem tewren Kriegshelden – Herrn Wiprecht u. s. w. Leipzig 1556) ein lediglich von ihm selbst erdichtetes Wappen Wiprechts von Groitsch, indem er die nachmaligen Wappenbilder mehrerer von Wiprecht besessener Landschaften zusammenstellt. Der Verfasser selbst gesteht offen (Bogen H): „Die andern Wopan von Eckartsberga, Orle, Geraw, Budissin u. s. w. seind mir nicht bekandt“. Und so enthält denn dieses erste Phantasiewappen Wiprechts die Zinnenmauer noch nicht. Albinus (Meissner Landchronik Append. 1589) dagegen kannte das Bautzner Wappen und fügte es daher (S. 441) dem von ihm komponierten [98] Wappen Wiprechts bei. Lediglich auf diese Zeichnung von Albinus hin erzählt nun Dresser (De praecipuis Germaniae urbibus. Isagoges histor. pars quinta. Lips. 1613. pag. 170) ganz zuversichtlich: Budissinae insignia – hic comes Groicensis in titulis et insignibus suis gessit. Ihm ist diese Behauptung nacherzählt worden von Hönn (Des chur- und fürstlichen Hauses Sachsen Wappens- und Geschlechtsuntersuchung u. s. w. 1704, S. 40), von Spener (Opus herald, pars, special. ed. II. 1717. p. 14 fg.), von Carpzov (Ehrentempel 1719. I, 62), von Wilcke (Chronik von Bautzen 22) und von anderen.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)