architektonischen Aufgaben, jene unter der Direktion des Professor Oesers, diese unter der Anführung des Architekt. Habersangs anzeige. So wenig ich von den bildenden Künsten selbst mit Urtheilen der Kenner herauszugehen mir getraue, so darf ich Ihnen doch meine Ueberzeugung von deren Einfluß auf andre Künste nicht verbergen. Dagegen werden Sie mir erlauben, in dem Zimmer, wo sämmtliche Werke der akademischen Mitglieder vereinigt zu finden waren, behutsamer zu gehen. Bey einer Zeichnung von der Erfindung und Hand des Professor und Hofbaumeisters Krubsacius blieb ich gleich beym Eingange stehen, und verbot meinen Augen sich den Reizungen der umstehenden Gemälde zu überlassen. Durch das Beyspiel eines prächtigen Hauses von 118 Ellen lang, und von vier Geschoß, 31 Ellen hoch, ohne das Dach, eines Hauses, daran nicht das geringste Blümchen oder Laubwerk zu sehen ist, hat der Baukünstler das Vorurtheil, als ob das Ansehen eines Hauses nicht ohne Verzierungen von Bildhauer- oder Stucaturarbeit schön seyn könne, widerlegen wollen. Die Ansicht dieses Hauses besteht aus einem toscanischen Unterbau von zwey niedrigen Geschossen im bäurischen Werke, darüber sich eine dorische Ordnung von Wandpfeilern nach den strengsten Regeln in Eintheilung der Dreyschlitze und Zwischentiefen erhebt, die im Mittel gehöriger Maaßen vorspringt und mit einem Giebel gedeckt ist. Solche Ordnung begreift das sogenannte schöne Geschoß und ein darüber liegendes Halbgeschoß in sich. Das ganze Gebäude ist mit einem gebrochenen Dache gedeckt,
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellung in Dresden vom 5ten März itztlaufenden Jahres 1767. Dyckische Buchhandlun, Leipzig 1767, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Gem%C3%A4ldeausstellung_Dresden_1767.djvu/8&oldid=- (Version vom 15.10.2024)