In diesem Grundsatze ward ich durch dasjenige bestärkt, was ich in den Zimmern der Leipziger Pflanzschule erblickte. Welch eine Mannigfaltigkeit! Der Urheber einer Landschaft in Wachsmalerey (auf feine Leinewand) die mir beym Eintritte in dieses Zimmer, nebst einigen Zeichnungen der Unterlehrer Geyser und Stein entgegenstieß, ist mir unbekannt: bekannter war einigen, das Urbild derselben; aber der bloße Einfall, dergleichen Arbeit zu liefern, war mir schon willkommen. Ein Modell in Thon von Hrn. Schlegel, zeigt den auf dem Scheidewege der Tugend und des Lasters sinnenden jungen Herkules, er steht in tiefen Gedanken, mit den Gesicht gegen die unter dem Bilde der Minerva vorgestellte Tugend gekehrt, wie etwan Dryden den Theseus beschreibt:
Deep Thought was in his Breast, and Counsel in his Face.
Dieses Modell macht, so viel ich davon urtheilen kann, dem Künstler wahre Ehre: und wie sehr wünschte ich der Vorstellung eine feinere und dauerhaftere Materie! Von einem neuen Mitgliede der Leipziger Akademie, Bause, sah man auf Gips eine schöne Kupferplatte abgedruckt: die fleißige Hausfrau, nach Gerhard Dow aus der Sammlung des Hrn. Winklers in Leipzig, der die Künste mit demjenigen Nachdrucke liebet, der sie allein zu heben vermag. Es ist
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellung in Dresden vom 5ten März itztlaufenden Jahres 1767. Dyckische Buchhandlun, Leipzig 1767, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Gem%C3%A4ldeausstellung_Dresden_1767.djvu/6&oldid=- (Version vom 15.10.2024)