künftiges Jahr nicht so lang werden, wenn ich das Vergnügen haben sollte noch in Dresden zu seyn, sondern ich würde Ihnen, statt der unvollständigen Beschreibung, die Sache selber schicken können. Dem allen ungeachtet, glaube ich, daß unsere beyder Liebhaberey allemal das Urtheil darüber fordern wird. Ich verspreche es Ihnen nach meiner Einsicht, aber ich verlange es auch von Ihnen. Und damit ich Sie nicht so lange müßig lasse; so bitte ich mir in Antwort eine Beschreibung des Zustandes der Wiener Akademie aus, von der ich voraus das Vorurtheil, aus einer Menge Kupferstichen, gefaßt habe: daß zwar die Malerey und Bildhauerey sehr weit getrieben worden; allein daß die Kupferstecherey zurückgeblieben, und daß der gute Geschmack in der Baukunst und Verzierung daselbst, durch die angenommenen falschen Regeln des Borromini, und des Ungleichseitigen des Meßonier verdorben worden sey. Vielleicht aber irre ich mich auch hierinne, so wie ich mich von der Dresdner Kunst geirret habe. Ihr Urtheil soll es entscheiden. Schreiben Sie mir es ja bald, und behalten Sie Ihren Freund eben so lieb als Ihre Baukunst. Dresden, den 3ten April 1769.
Unbekannt: Schreiben an den Herausgeber der N. B. der schönen Künste und Wissenschaften, die Gemälde-Ausstellung in Dresden vom vorigen Jahre (1768) am 5ten März betreffend
Schreiben über die Ausstellung der Dresdner Architectur-Akademie in den Jahren 1768 und 1769. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1769, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1768_1769.djvu/34&oldid=- (Version vom 20.10.2024)